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decken. Meist sind es nur wenige, aber sehr mächtige Flöze.
Diese Vorkommen haben sehr große Reserven und bis auf Aus-
nahmen nur eine geringe Überdeckung, was sie zwar leicht im
Tagebau förderbar macht, aber nur einen geringen Kohlerang
ergibt. Beispiele sind Braunkohlen aus dem Jura im Kansk-
Achinsk-Becken östlich Nowosibirsk (Sibirien), Steinkohle aus
dem Karbon und Perm im Tunguska-Becken bei Kursk (Sibi-
rien), die tertiären Braunkohlereviere in Ostdeutschland (Mittel-
deutsches Braunkohlerevier zwischen Leipzig und Braunschweig,
Lausitzer Revier) und das Latrobe Valley (Victoria, Australien).
Viele Steinkohlereviere entstanden in Vorlandbecken von
Gebirgen, vergleichbar mit dem Molassebecken nördlich der
Alpen. Solche Becken können zeitweise vom Meer geflutet sein,
rezent beispielsweise der Persische Golf vor dem Zagros-Gebir-
ge, oder große Seen enthalten. Besonders wichtig war im Zusam-
menhang mit Kohle die variszische Gebirgsbildung, bei der im
Devon und Karbon durch die Kollision der Großkontinente
Gondwana und Laurussia und einiger Minikontinente der
Superkontinent Pangäa entstand. Das Ergebnis war ein sehr
breites und langes Hochgebirge, das sich quer durch das heutige
Europa zog. Es war breiter, als die heutigen Alpen lang sind, und
befand sich damals nahe des Äquators. Gleichzeitig wurden auch
die Appalachen erneut bewegt. In den Vorlandbecken am Nord-
rand des variszischen Gebirges (z. B. Ruhrgebiet, Ibbenbüren,
Aachen, Charleroi in Belgien, Oberschlesien in Polen, die Becken
in Großbritannien und Nordfrankreich) und am Westrand der
Appalachen (Pennsylvania, West Virginia und Kentucky in den
USA) gab es im Oberkarbon sumpfige tropische Wälder entlang
von flachen Küsten, Deltas und Flüssen. Die Wälder waren so
produktiv, dass der CO 2 -Gehalt der Atmosphäre, der anfangs
einem vielfachen des heutigen Gehalts entsprach, im Verlauf des
Karbons auf einen sehr niedrigen Wert gesenkt wurde. Charak-
teristische Pflanzen waren große Bäume, die zu den Bärlapp-
pflanzen zählen, wie die Schuppenbäume ( Lepidodendron ) und
die Siegelbäume ( Sigillaria ) ( . Abb. 6.9 ). Ihre Wurzeln und Stäm-
me sind häufige Fossilien. Auch gab es baumhohe Riesenschach-
telhalme (Kalamiten) und Baumfarne. Wenig später folgten im
Perm weitere Gebirgsbildungen mit wichtigen Kohlebecken: der
Ural durch Kollision von Sibirien und im Osten von Australien
ein Gebirge, das den heutigen Anden ähnelte. In dessen Vorland
gab es mehrere große Becken, die gewaltigsten Steinkohle-
vorkommen liegen im Bowen-Becken in Queensland. In einem
Vorlandbecken wird der Abtragungsschutt des Gebirges abge-
lagert, was durch das Gewicht eine weitere Absenkung verur-
sacht. Auf diese Weise können in relativ kurzer Zeit mehrere
Kilometer Sedimente abgelagert werden. Die eingeschalteten
Kohleflöze sind typischerweise nur wenige Meter mächtig,
können aber sehr zahlreich (z. B. mehr als 100 im Ruhrgebiet)
und von großer Ausdehnung sein. Verzweigungen von Flözen
sind sehr häufig. Die schnelle Überdeckung innerhalb des
Beckens führt dazu, dass diese häufig zu Steinkohle umge-
wandelt wurde, bevor sie durch Erosion wieder in ein flacheres
Niveau kam.
Auch in tektonisch gebildeten intramontanen Becken (inner-
halb von Gebirgen), Grabensystemen und Pull-Apart-Becken
kann Kohle entstehen. Meist sind es nur wenige Flöze, die aber
sehr mächtig sein können. Das Saarbecken des Karbons war ein
Abb. 6.7 Die Ablagerungsbedingungen eines Flözes haben sich
häufig im Lauf der Zeit verändert. Das Beispiel zeigt die Rekon-
struktion für ein tertiäres Braunkohleflöz von Leoben (Österreich),
das in einem Pull-Apart-Becken abgelagert wurde. Zunächst bildete
sich ein Flachmoor (a), dessen Torf noch einen hohen Gehalt an
eingespülten Mineralen aufwies. Daraus entwickelte sich ein Hoch-
moor (b), das nur noch von Regenwasser gespeist wurde. Zeitweise
legte sich wegen eines Vulkanausbruchs eine Tuffschicht darüber,
die später durch organische Säuren zu Kaolinit umgewandelt
wurde. Wegen der unterschiedlich starken Kompaktion bildeten
sich auf dem Hochmoor stagnierende Tümpel (c), in denen sich
degradiertes Pflanzenmaterial und Algenreste zu einem Faul-
schlamm ansammelten. Schließlich wurde das Becken mit Brack-
wasser geflutet (d) und ein Ölschiefer mit hohem Schwefelgehalt
wurde abgelagert. Nach Gruber & Sachsenhofer 2001.
tige Torfmächtigkeiten gewesen sein, zu denen es keine rezente
Entsprechung gibt. Das Moor von Philippi im nordöstlichen
Griechenland schafft es immerhin auf eine Torfmächtigkeit von
etwa 200 m, üblich sind nur 5-10 m. Bei solchen mächtigen
Mooren verursacht die Kompaktion des Torfes eine Absenkung
der Oberfläche, mit der die Ablagerung von Pflanzenmaterial
mithalten muss, damit es nicht absäuft.
Die Becken selbst können verschiedenen Ursprungs sein. Auf
kontinentalen Plattformen sind manchmal bei weiträumiger,
regelmäßiger Absenkung Flöze von enormer Ausdehnung ent-
standen, die zum Teil Zehntausende Quadratkilometer be-
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