Geology Reference
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Wa c h s t u m s beispielsweise, die 1972 vom Club of Rome vorge-
stellt wurde, ging davon aus, dass viele Rohstoffe bei dem ange-
nommenen exponentiellen Wachstum nach wenigen Jahr-
zehnten erschöpft seien, was bekanntlich nicht eingetreten ist.
Relativ wahrscheinlich ist allerdings, dass bestimmte Rohstoffe
in Zukunft deutlich teurer werden, wenn leicht zu erreichende
Vorkommen erschöpft sind und daher der Aufwand der Produk-
tion erheblich größer wird. Zum Teil kann dies durch Verbesse-
rungen in der Technologie von Abbau, Aufbereitung und Verhüt-
tung ausgeglichen werden.
Generell ist davon auszugehen, dass ein Rohstoff nicht nach
konstanter oder steigender Produktion plötzlich komplett er-
schöpft ist, sondern dass ab einem bestimmten Zeitpunkt die Jah-
resproduktion nicht mehr gesteigert werden kann und danach
langsam zu sinken beginnt. Erdöl ist ein Rohstoff, der schon
heute als knapp anzusehen ist und das Erreichen des »Peak Oil«
( 7 Abschn. 6.6 ) ist bereits absehbar - wobei manche glauben, er
sei bereits überschritten, während andere uns noch einige Jahr-
zehnte geben. Selbst die eher optimistische BGR (Bundesanstalt
für Geowissenschaften und Rohstoffe) ging in ihrer Energiestudie
2009 davon aus, dass nach 2035 keine Steigerung der Ölproduk-
tion (unkonventionelles Öl eingeschlossen) mehr möglich sein
wird. In der Folgestudie von 2012 ist diese Aussage nicht mehr zu
finden - aufgrund neuer Ölfunde, und weil bereits deutlich mehr
unkonventionelles Öl gefördert wurde, als man angenommen
hatte. Trotzdem ist davon auszugehen, dass nahezu alle günstig zu
fördernden Ölvorkommen schon seit Langem bekannt sind und
Neufunde nur mit hohen Kosten gewonnen werden können. Das
billige Öl wird uns wirklich bald ausgehen. Andere fossile Ener-
gieträger wie Gas und Kohle stehen in deutlich größerer Menge
zur Verfügung. Phosphat ist ein weiterer knapper Rohstoff, bei
dem bald der Peak erreicht sein könnte ( 7 Abschn. 5.8 ).
Problematisch sind auch Elemente, die keine eigenen Lager-
stätten bilden und nur als Nebenprodukte beim Bergbau auf
andere Metalle gewonnen werden. Dazu zählen wichtige High-
tech-Metalle wie Germanium, Indium und Gallium. Germanium
und Indium werden fast nur aus Zinkerz gewonnen, Gallium fast
ausschließlich aus Aluminiumerz. Ihre Produktion hängt daher
von der Förderrate des jeweiligen Hauptmetalls ab, ansonsten
können höhere Kapazitäten lediglich durch eine Verbesserung
der Aufbereitung und Raffination erreicht werden. Sie zählen zu
den Rohstoffen, die derzeit als kritisch gelten ( 7 Kasten 1.4 ).
Wenn für die Produktion von Metallen immer geringere Erz-
grade ausgebeutet werden, bedeutet das, dass zur Erzeugung der-
selben Metallmenge größere Tagebaue notwendig sind und zu-
gleich größere Mengen an Material auf Halden und in Schlamm-
teichen gelagert werden müssen. Die Auswirkungen auf die
Umwelt werden somit zunehmen.
1.4
Rohstoff markt
An Börsen wie dem New York Mercantile Exchange (NYMEX),
dem London Metal Exchange (LME) und dem Londoner ICE
Futures wird eine Auswahl an Rohstoffen gehandelt: Erdöl, die
wichtigsten Industriemetalle wie Aluminium, Kupfer, Nickel,
Zink und Zinn sowie Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und
Palladium. Neben dem Spot-Markt hat das Termingeschäft mit
Futures eine große Bedeutung, das zur Absicherung vor uner-
wünschten Preisentwicklungen dienen soll.
Rohöl kann von unterschiedlicher Qualität und Zusammen-
setzung sein, daher sind an den Börsen verschiedene Ölsorten im
Handel. Am wichtigsten sind die Sorten Brent (aus der Nordsee)
und WTI (West Texas Intermediate), an deren Preis sich auch der
Preis anderer Rohölsorten orientiert. Während der Ölpreis welt-
weit nahezu gleich ist (von Transportkosten und Subventionen
abgesehen), gibt es bei Erdgas regionale Märkte mit großen
Unterschieden. In manchen Ländern ist der Gaspreis an den Öl-
preis gekoppelt (Ölpreisbindung).
Die wichtigsten Handelsplätze für Edelmetalle sind nicht die
Börsen, sondern der London Bullion Market und der London
Platinum and Palladium Market, wo diese als Barren ȟber den
Ladentisch« zwischen Produzenten, Banken, Händlern und Ver-
brauchern aus aller Welt gehandelt werden. Dabei wird ein- oder
zweimal täglich ein Fixpreis vereinbart, zu dem möglichst viele
Transaktionen abgewickelt werden.
Ein großer Teil des Rohstoffhandels findet abseits der Börsen
durch direkte Verträge zwischen Hersteller und Verbraucher
sowie über Zwischenhändler statt, wobei sich der Preis an den
Börsen orientiert. Die fünf größten Rohstoffhändler, alle mit Sitz
in der Schweiz, haben zusammen einen Umsatz, der ähnlich
hoch ist wie das Sozialprodukt der Schweiz. Insbesondere der
größte, Glencore, steht immer wieder wegen Menschenrechts-
verletzungen und Korruption in Kritik.
Die übrigen Metalle werden nicht frei gehandelt, sie kommen
nur über langfristige Lieferverträge direkt vom Hersteller oder
über Zwischenhändler in Umlauf. Einige davon werden nicht in
Kasten 1.4 Kritische Rohstoffe
Einer Reihe von Rohstoffen kommt wirtschaftsstrategisch eine
wichtige Rolle zu, weil sie für Hightech-Anwendungen unab-
dingbar sind, auch wenn die verbrauchte Menge im Vergleich
zu den Massenmetallen sehr gering ist. Bei manchen kommt
hinzu, dass sie nur in wenigen Ländern produziert werden, was
im Fall von politisch instabilen Regionen zu unvorhersehbaren
Ausfällen und Versorgungsengpässen führen kann. Welche
Rohstoffe als kritisch gelten, hängt also nicht nur von den vor-
handenen Ressourcen, sondern auch von politischen Entwick-
lungen und technologischen Neuerungen ab. Auf einer 2010
von der Europäischen Union veröffentlichten Liste werden
14 kritische Rohstoffe aufgezählt: Antimon, Beryllium, Fluorit,
Gallium, Germanium, Grafit, Indium, Kobalt, Magnesium, Niob,
die Platingruppenelemente, die Seltenerdelemente, Tantal und
Wolfram.
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