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speziellen Minen abgebaut, sondern fallen als Nebenprodukte
beim Abbau eines bestimmten Metalls an. Damit ist die Ange-
botsseite an die Produktionsbedingungen eines anderen Roh-
stoffs gekoppelt, auf Änderungen in der Nachfrage kann höch-
tens durch eine Optimierung in der jeweiligen Aufbereitung und
Verhüttung reagiert werden, mit entsprechenden Auswirkungen
auf den Preis. Andere Metalle wie Tantal und die Seltenerdmetal-
le werden in so geringen Mengen produziert und verbraucht,
dass wenige Minen einen guten Teil der Weltproduktion aus-
machen. Es kommt daher leicht zu Engpässen oder Überkapa-
zitäten, was sich in Form stark schwankender Preise bemerkbar
macht.
Der USGS (United States Geological Survey) kommt in
seiner Analyse (Papp et al. 2008) zu dem Schluss, dass die Roh-
stoffpreise durch eine Vielzahl von Faktoren gesteuert werden:
durch Kriege und Rezessionen, durch den Zusammenbruch der
Sowjetunion und den wirtschaftlichen Aufstieg Chinas, durch
Steuerpolitik, Wechselkurse, technologische Entwicklungen
und Streiks, Minenschließungen und neu eröffnete Anlagen.
Betrachtet man die langfristigen Trends verschiedener Roh-
stoffpreise, dann fällt zunächst auf, dass sie enormen Schwan-
kungen unterliegen. Hin und wieder kam es zu Spitzen mit
einem schnellen Anstieg, gefolgt von einem raschen Absturz,
wobei der Spitzenpreis nicht selten ein Vielfaches des Ausgangs-
preises betrug. In der Mitte des 20. Jahrhunderts waren die Fluk-
tuationen deutlich geringer als zu Beginn und Ende des Jahr-
hunderts. Weiterhin fällt auf, dass die Preise der meisten Roh-
stoffe langfristig gestiegen sind. Am extremsten war der Anstieg
in den Jahren vor 2008 - er beförderte fast alle Metalle auf ihr
historisches Preismaximum, bevor die Rezession in Folge der
Finanzkrise zu einem starken Rückgang führte. Seither haben
sich die meisten Preise wieder auf einem relativ hohen Niveau
eingependelt.
Etwas anders sehen die Zahlen aus, wenn man die Inflation
aus den Preisen herausrechnet. Die Kurven pendeln dann noch
immer stark, aber meist auf einem nahezu gleichbleibenden
Niveau. Aluminium war inflationsbereinigt zu Beginn des
20.  Jahrhunderts sogar um ein Vielfaches teurer als heute, bei
anderen Metallen blieb der extreme Anstieg vor 2008 innerhalb
der historischen Schwankungen. Bei der Interpretation dieser
Zahlen muss man natürlich vorsichtig sein, weil steigende Roh-
stoffpreise direkt an den Verbraucher weitergegeben werden und
sich somit als Inflation auswirken, die dann wieder heraus -
gerechnet wird. Es ist also kaum möglich, aus den Preisen (ob
nominal oder inflationsbereinigt) abzulesen, ob ein Rohstoff
knapper wird und wie sich der größere Aufwand der Förderung
in den Produktionskosten niederschlägt beziehungsweise wie
sich die Höhe der notwendigen Investitionen im Rohstoffsektor
im Vergleich zur Gesamtwirtschaft entwickelt.
Gold ist übrigens dabei als ganz normaler Rohstoff anzu-
sehen, allerdings mit dem Unterschied, dass Spekulationen sich
stärker auf die Preisschwankungen auswirken, was vor allem an
dem Mythos liegt, es handle sich um eine sichere Anlage.
Während stark schwankende Preise bei allen Rohstoffen
Möglichkeit zur Spekulation bieten, ist sowohl die Minenindus-
trie als auch die Metall verarbeitende Industrie an einer mög-
lichst planbaren Preisentwicklung interessiert. Selbst wenn ein
Monopolist im Spiel ist, strebt dieser in der Regel an, dass sich
Angebot und Nachfrage nach Möglichkeit decken. Lagerbe-
stände können Abweichungen von Produktion und Verbrauch
zumindest zeitweise ausgleichen. Führt wachsende Nachfrage zu
einem steigenden Preis, können immer mehr Vorkommen aus-
gebeutet werden, die sich zuvor nicht gelohnt haben - wobei es
wie gesagt einige Zeit dauert, bis neue Anlagen in Produktion
gehen, was zu Engpässen führen kann.
Gerade Monopolisten können ihre Stellung nicht unbedingt
zu ihren Gunsten ausnutzen. Sie haben eine enorme Produk-
tionskapazität, was die Kosten der Produktion senkt, aber mög-
licherweise für ein Überangebot auf dem Markt sorgt und damit
den Preis drückt. Das bootet zwar die Konkurrenz aus, sorgt aber
auch nicht für hohe Gewinne. Im Fall von Tantal war die Mine
Wodgina (Australien), die zuvor 50 % der Weltproduktion liefer-
te, 2009 nicht mehr rentabel, weil der Preis des Metalls während
der wirtschaftlichen Rezession mangels Nachfrage abgestürzt
war. Das Wegfallen ihrer enormen Kapazität führte natürlich
wieder zu einem steigenden Preis. Zum chinesischen Monopol
auf Seltenerdelemente siehe 7 Kasten 1.5 .
Ein wichtiger Punkt ist, dass die Produktionskosten bei den
verschiedenen ausgebeuteten Vorkommen sehr unterschiedlich
sind. Bei manchen winken hohe Profite, bei vielen anderen kön-
nen gerade noch die laufenden Kosten erwirtschaftet werden.
Das liegt zum einen natürlich an den geologischen Verhältnissen
wie Erzgrad, Größe der Lagerstätte und Tiefe des Abbaus, aber
auch an Transportkosten, Löhnen, Umweltauflagen, Wechsel-
kursen und so weiter. In diesem Sinn hängt der Preis nicht nur
mit Angebot und Nachfrage zusammen, sondern auch mit den
durchschnittlichen Produktionskosten aller aktiven Minen, die
zusammen eine weltweite Kapazität ermöglichen, mit der sich
die Nachfrage decken lässt.
1.5 Wo suchen und wie?
Hin und wieder finden Geologen zufällig eine neue Lagerstätte,
während sie eigentlich etwas anderes suchen. Das spektakulärste
Beispiel ist die 1975 in Australien entdeckte riesige Kupfer-Uran-
Lagerstätte Olympic Dam ( 7 Kasten 4.20 ) in einer bis dahin nicht
als Bergbaurevier bekannten Gegend. Das sind jedoch Aus-
nahmen und im Allgemeinen wird die Prospektion mit großem
Aufwand betrieben, um erschöpfte Minen zu ersetzen und den
steigenden Bedarf zu decken. Doch wo sollte man am besten
suchen, in einer Gegend, in der bereits viele Lagerstätten bekannt
sind, oder lieber dort, wo noch niemand gesucht hat?
Prospektion: Suche nach unbekannten Lagerstätten.
Exploration: Prospektion und genauere Untersuchung
potenzieller Lagerstätten.
Die zweite Möglichkeit, die » grassroots exploration «, hat eine sehr
geringe Erfolgsquote, wie beim Lotto gibt es hin und wieder
einen Volltreffer. Hier müssen wir uns Geologen und Glücks-
ritter vorstellen, die systematisch ein großes Gebiet durch-
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