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nen wieder ausfällte. Im Fall der Lagerstätten, deren Fluide be-
sonders heiß waren, floss es wohl auch durch das Grundgebirge,
während gleichzeitig eine durch Dehnung ausgedünnte Kruste
für einen höheren geothermischen Gradienten sorgte.
Einige der bedeutendsten MVT, die Reviere Tri-State, Vibu-
rum, Old Lead Belt, Southeast Missouri, Central Missouri und
Northern Arkansas, entstanden im Vorland der Ouachita-Berge
(Bradley & Leach 2003). Hier kollidierte im Karbon ein Insel-
bogen mit einem passiven Kontinentalrand ( . Abb. 4.51 ). Etwas
Vergleichbares passiert heute in Indonesien am östlichen Ende
des Sundabogens: Zwischen Timor und Neuguinea kollidiert
dieser mit dem Schelf von Australien. Die kontinentale Kruste
wird dabei in die Subduktionszone gezogen. Das Verbiegen der
Kruste vor dem Abtauchen kann zu einer Aufwölbung führen
forebulge «), an der die auf dem Schelf liegenden Sedimente
sogar aus dem Wasser aufragen - die Ari-Inseln im Fall von Indo-
nesien. Dabei bilden sich in den Kalksteinen Höhlensysteme, in
denen später die Lagerstätten entstehen können. Durch den Zug
der Subduktion bilden sich Abschiebungen, an denen später
ebenfalls Erze ausgefällt werden. Die Plattformkarbonate wan-
dern wie ein Fließband über den forebulge hinweg in die Tiefsee-
rinne und weiter in die Subduktionszone. In der Tiefseerinne
werden zunehmend klastische Sedimente abgelagert (Flysch),
die später als »Falle« für die späteren Fluide dienen können. So-
bald der ehemalige Inselbogen durch die verdickte Kruste zu
einem Gebirge aufsteigt, entwickelt sich anstelle der Tiefseerinne
ein Molassebecken, das den abgetragenen Gebirgsschutt auf-
nimmt. Beim Verschwinden des Meeresbeckens können Evapo-
rite entstehen, Sole kann in die Sedimente einsickern. Schließlich
setzen sich die Fluide des Sedimentbeckens durch das hydrau-
lische Potenzial des Gebirges in Bewegung. MVT-Lagerstätten
entstanden im Fall der Ouachita-Berge nicht nur am Rand des
Molassebeckens (Northern Arkansas), sondern auch außerhalb
des Beckens, Hunderte Kilometer vom Gebirge entfernt (Central
Missouri).
Bei anderen Lagerstätten, beispielsweise am Rand der Appa-
lachen, lässt sich die Geschichte nicht so gut rekonstruieren. Zum
einen folgten hier mehrere Phasen der Gebirgsbildung aufein-
ander, zum anderen ist die Datierung der Erze nicht eindeutig.
Es gibt wohl vereinzelt MVT-Lagerstätten, die nicht am Rand des
Molassebeckens, sondern innerhalb des Gebirges, nach der
Überschiebung von Gesteinsdecken entstanden sind. Ein Bei-
spiel ist Picos de Europa (Spanien).
Ein paar MVT-Lagerstätten sind unumstritten bei Dehnung
in einem Grabensystem entstanden, zum Beispiel große Vor-
kommen in Australien und die kleine Lagerstätte Wiesloch im
Oberrheingraben (Pfaff et al. 2010). Möglicherweise haben sich
auch einige der großen europäischen MVT-Lagerstätten bei
Dehnung gebildet (Muchez et al. 2005). So gibt es gute Argumen-
te für eine Entstehung der Vorkommen in den Ostalpen gegen
Ende der Trias. Bei anderen sind die Datierungen noch zu wider-
sprüchlich, um endgültig festzulegen, ob sie während Dehnung
oder Kompression entstanden sind. Bemerkenswert ist, dass an-
dere Pb-Zn-Lagerstätten wie SEDEX und Pb-Zn-Gänge durch
sehr ähnliche Fluide ebenfalls bei Dehnung entstehen. Ein mit
MVT verwandter Lagerstättentyp wird in 7 Kasten 4.22 vorge-
stellt.
N
S
a)
Riffbildung:
Karbonatplattform am
Kontinentalrand
Subduktion,
Inselbogen
b)
Verkarstung
von Inseln am
forebulge
Dehnung
Subduktion
kontinentaler
Kruste
c)
Entstehung
der MVT-
Lagerstätten
im Vorland
Hebung des
Ouachita-
Gebirges
Wasserstrom
durch Molasse-
becken
Abb. 4.51 Einige bedeutende MVT-Reviere der USA entstanden im
Vorland der Ouachita-Berge, einer Kollision eines Inselbogens mit
einem passiven Kontinentalrand. a) Vor der Kollision bauten Riffe
auf dem Kontinentalrand mächtige Plattformkarbonate auf. b) Zu
Beginn der Subduktion des Kontinentalrands entstanden die Struk-
turen, in denen später die Erze ausgefällt wurden: Am » forebulge «,
einer Schwellung durch flexible Verbiegung der Kruste, stiegen
Inseln auf, an denen Höhlen entstanden. Außerdem kam es zur
Dehnung der kontinentalen Kruste und zur Bildung von Abschie-
bungen. Die Karbonatplattform wanderte wie ein Fließband durch
beide Bereiche in Richtung Subduktionszone. c) Bei fortgesetzter
Kollision kam es zu Deckenüberschiebungen, verstärktem Auftrieb
und zum Aufstieg eines Gebirges. Der Erosionsschutt lagerte sich im
Molassebecken ab. In diesem kam es zu einem Wasserstrom vom
Gebirge in Richtung Vorland. Salzige Lösungen fällten im Vorland
innerhalb der Plattformkarbonate Pb-Zn-Erze aus. Neu gezeichnet
nach dem Text von Bradley & Leach 2003.
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