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der zentralen Anden haben einen sehr hohen Borgehalt, was zur
Bildung von Turmalin in der Alterationszone führt.
Im »Zinnporphyr« Llallagua befindet sich die Mine, die bis-
her weltweit die größte Zinnmenge geliefert hat. Der Cerro Rico
von Potosí ( 7 Kasten 4.17 ) war lange Zeit die wichtigste Silber-
mine der Welt. San Rafael ( 7 Kasten 4.18 ) ist ein großes Gangsys-
tem, das den höchsten Erzgrad aller Zinnlagerstätten hat. Oruro
ist ein weiteres bedeutendes Zinnrevier, in dem es außerdem
noch einen Goldporphyr gibt ( 7 Abschn. 4.4.2 ).
Zinnreiche Granite können nicht nur an Subduktionszonen
entstehen, wie im Fall der zentralen Anden, sondern auch bei der
Kollision zweier Kontinente, wenn dabei Tonsteine in große Tie-
fe transportiert werden. Das Aufschmelzen zu einem S-Typ-
Granitmagma passiert relativ spät, wenn die tektonischen Bewe-
gungen bereits zum Stillstand gekommen sind und sich nach
unten beförderte Gesteine langsam aufheizen (spätorogen).
Wenn das Gebirge anschließend gedehnt wird, können A-Typ-
Granite (anorogen) entstehen, die aufgrund der geringen
Schmelzgrade an Elementen wie F, Li, und Sn angereichert sind
und ebenfalls Zinnlagerstätten bilden. Die großen Zinnlager-
stätten Europas, im Erzgebirge ( 7 Abschn. 4.1.2 , 7 Abschn. 4.6 ),
in Cornwall ( 7 Kasten 4.19 ) und in Portugal, entstanden während
der variszischen Gebirgsbildung.
Der südostasiatische Zinngürtel, die bedeutendste Zinnregion
noch vor den zentralen Anden, geht auf die Kollision mehrerer
Terrane zurück. Er zieht sich von den indonesischen »Zinninseln«
Belitung (Billiton) und Bangka (nordöstlich von Sumatra) über
Malaysia bis nach Thailand. Abgebaut werden dort vor allem
die sekundären Seifenlagerstätten ( 7 Abschn. 5.9 ), der Kassiterit
stammt aus Zinngraniten und damit vergesellschafteten Greisen
und Gängen. Mehr als die Hälfte der historischen Produktion
dieser Region steht in einem Zusammenhang  mit den Graniten
der Main Range in Malaysia (Schwartz et al. 1995).
Abb. 4.38 Kassiterit aus einem Zinngang östlich von La Paz (Bolivien).
© F. Neukirchen.
und nicht als Sn 4+ vorhanden ist. Zum anderen kristallisiert
Ilmenit anstatt anderer Minerale wie Titanit oder Magnetit, die
Sn 4+ einbauen und aus der Schmelze entfernen würden. Auf
diese Weise konnten Granite mit sehr hohem Zinngehalt ent-
stehen, die als Zinngranite bezeichnet werden (Mlynarczyk &
Williams-Jones 2005). Da der Wassergehalt dieser Granite relativ
gering ist, wird das magmatische Fluid erst spät freigesetzt, wenn
der Granit bereits weitgehend erstarrt ist.
Ähnlich wie bei Kupferporphyren steigt das Wasser in die
höchsten Bereiche des Systems auf. In den Kuppeln von Granit-
stöcken oder in Vulkanschloten und Brekzien kommt es zur Aus-
fällung. Zinn ist vor allem als Sn 2+ in den Komplexen SnCl 2 ,
SnCl + und SnF + löslich, zur Ausfällung kommt es durch Abküh-
lung oder durch eine Erhöhung des pH oder des Sauerstoff-
gehalts, insbesondere durch Vermischung mit meteorischem
Wasser.
Zinn und das ebenfalls angereicherte Wolfram werden ver-
sprengt in ehemaligen Poren sowie in quarzreichen Adern und
Gängen innerhalb des Granitstocks und in der unmittelbaren
Umgebung ausgefällt. Typisch ist eine Zonierung mit einer zinn-
reichen Zone im Zentrum (Quarz, Kassiterit ( . Abb. 4.38 ), Tur-
malin), umgeben von einer wolframreichen Zone (Quarz, Wolf-
ramit, Pyrit) und einer Zone mit Cu-Zn-Pb-Ag-Sb (diverse
Sulfide und Sulfosalze) in größerer Entfernung. Die Zinngranite
4.6
Greisen
Das von bestimmten Graniten freigesetzte Fluid kann so sauer
und aggressiv sein, dass es Feldspat angreift und sogar mit den
bereits erstarrten Teilen des Granitplutons oder mit älteren
Kasten 4.18
San Rafael
Der reichste Zinngang der Welt ist San Rafael in Peru
(Mlynarczyk et al. 2003). Der Erzgrad von durchschnittlich
4,7 % ist einmalig hoch und mit einem Gehalt von etwa
1 Mt Zinn gehört dieser Zinngang zugleich zu den größten
Zinnlagerstätten.
Es handelt sich um ein Gangsystem im Scharnier zwischen zwei
Segmenten einer Seitenverschiebung. Die hier stattfindende
lokale Dehnung ermöglichte auch das Aufsteigen eines Granit-
stocks in die umgebenen Metasedimente. Das vom Granit in
mehreren Pulsen abgegebene magmatische Wasser vermischte
sich im Gangsystem mit kühlem, oxidiertem meteorischem
Wasser. Dabei kam es zu einer starken vertikalen Zonierung,
was Zinn und Kupfer angeht. Kassiterit kristallisierte in tiefen
Bereichen des Ganges innerhalb des Granits, während Kupfer-
erz (Chalkopyrit) am Kontakt zu den Metasedimenten und in-
nerhalb der Metasedimente abgeschieden wurde.
Der Kassiterit kommt zum Teil als »Holzzinn« vor (
Kasten 4.21),
was eine extreme Übersättigung bei der Vermischung der
Fluide anzeigt. In tieferen Bereichen tritt feinkörniger massiver
Kassiterit auf, in geringer Tiefe hingegen nadelförmiger Kassite-
rit (»Nadelzinn«, typisch für niedrige Temperatur) zusammen mit
Chalkopyrit.
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