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Kasten 4.17 Der Cerro Rico von Potosí
Der Cerro Rico von Potosí (Bolivien) ist in jeder Hinsicht eine
ungewöhnliche Lagerstätte, aus keiner anderen wurde mehr
Silber gewonnen (
Vermutlich drangen mehrfach primitivere Schmelzen in die
Magmakammer ein und vermischten die Zonen teilweise wie-
der. Der Dazit-Lavadom stieg relativ früh aus einer weniger
stark fraktionierten Zone auf. Die hydrothermale Aktivität be-
gann kurz nach dem Aufstieg des Dazitdoms und dauerte min-
destens 200 000 Jahre (Rice et al. 2005). Der Vulkanschlot dien-
te den aus stärker fraktionierten Magmen freigesetzten Fluiden
als Aufstiegsweg (Dietrich et al. 2000). Das Ergebnis ist eine Art
Hybrid zwischen »Zinnporphyren«, polymetallischen Gängen
und hochsulfidierten epithermalen (
Abb. 4.35). Im 16. und 17.
Jahrhundert bildete er das wirtschaftliche Zentrum des spani-
schen Kolonialreiches und Potosí war bereits wenige Jahr-
zehnte nach der Gründung fast so groß wie London, damals
die größte Stadt Europas. Kaiser Karl V. verlieh der Stadt ein
Wappen mit der Inschrift: »Ich bin das reiche Potosí, Schatz-
kammer der Welt, König der Berge, von Königen beneidet.«
Entlang der Route der Fronleichnamsprozession wurden 1658
sogar die Pflastersteine durch Silberbarren ersetzt. In den bes-
ten Zeiten, so wird behauptet, seien sogar die Hufeisen der
Pferde aus Silber gewesen. Während die Kolonialherren in der
Stadt im Luxus schwelgten, wurden die Indigenen zur Zwangs-
arbeit in den Minen verpflichtet.
Zeitweise kam täglich etwa 1 t Silber aus dem Berg, was 70 %
der Weltproduktion ausmachte. Die insgesamt geförderte
Menge wird auf 30 000-60 000 t geschätzt. Noch immer gra-
ben Tausende in Kollektiven organisierte Miñeros mit primiti-
ven Methoden Schächte und Stollen in den nahezu erschöpf-
ten oberen Teil des Berges nach Silber, während im unteren
Teil ein Staatsbetrieb mit modernen Methoden Zinn abbaut.
Zusammen mit der barocken Stadt bilden die Minen eine der
wichtigsten Touristenattraktionen des Landes.
Der Cerro Rico ist ein 13,8 Millionen Jahre alter Dazit-Lavadom,
der am Rand der etwas älteren Kari-Kari-Caldera aufgestiegen
ist. Offensichtlich befand sich darunter eine große Magmakam-
mer, in der sich während der Kristallisation eine Zonierung mit
unterschiedlich stark fraktionierten Schmelzen entwickelte.
.
Abb. 4.34,
.
7
Abschn. 4.3) Adern.
Tab. 4.5 Ausgewählte Erzminerale des Cerro Rico.
frühe Adern
+ Quarz, Pyrit
Kassiterit
SnO 2
Arsenopyrit
FeAsS
Wolframit
FeWO 4
Bismutit
Bi 2 S 3
mittlere Adern
+ Quarz, Chalkopyrit, Sphalerit
Stannit
Cu 2 FeSnS 4
Tetrahedrit
Cu 12 Sb 4 S 13
späte Adern
Jamesonit
Pb 4 FeSb 6 S 14
Boulangerit
Pb 5 Sb 4 S 11
Akanthit
Ag 2 S
Abb. 4.34 Der Cerro Rico von Potosí ist eine ungewöhnlich reiche Silber- und Zinnlagerstätte. © Neils Photography.
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