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Nach dem Niedergang des Silberbergbaus im 16. Jahrhundert
wurde in Schneeberg und Annaberg der Abbau von Kobalt
immer wichtiger, aus dem die Farbe Kobaltblau hergestellt
wurde. Der Name des Elements leitet sich von Kobolden ab, die
angeblich im tiefen Bereich der Gänge leben: Die Erze (vor allem
Skutterudit, früher Speiskobalt genannt) sehen den Silbermine-
ralen ähnlich, aber da mit damaligen Methoden kein Metall da-
raus gewonnen werden konnte, glaubten die Bergleute, das Silber
sei von Kobolden aufgegessen worden. Später wurde im Erz-
gebirge auch Nickel gewonnen. Das Nebenprodukt  Bismut
wurde als antiseptisches Mittel eingesetzt und im Buchdruck
in der Legierung der Bleilettern verwendet. Insbesondere im
Revier von Schwarzenberg wurde auch Eisenerz abgebaut.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann im ganzen Erzgebirge
(und auch in Thüringen und im Elbsandsteingebirge) der Abbau
von Uran durch die SDAG Wismut. Die DDR war damals der
drittgrößte Uranproduzent der Welt, die geförderten 231 000 t
Uran machten die Sowjetunion zur Nuklearmacht. Der Abbau
erfolge nicht nur in den mit modernen Methoden neu geöffneten
ehemaligen Silberbergwerken, sondern auch in neu entdeckten
Vorkommen. Besonders ergiebig war das Schneeberger Revier,
vor allem bei Schlema, das zu den größten Uran-Ganglager-
stätten der Welt zählt. Von Bedeutung war auch Johanngeorgen-
stadt, wo Uran schon im 19. Jahrhundert für die Farbenher-
stellung abgebaut wurde. Von hier stammte auch die Pechblende,
in der das Element Uran 1789 von Klaproth entdeckt wurde.
Marie Curie nutzte für ihre Forschung Pechblende aus dem
tschechischen Jáchymov (St. Joachimsthal). Ohne etwas über
Radioaktivität zu wissen, waren natürlich auch die früheren
Bergleute der Strahlung ausgesetzt. Besonders schädlich sind
strahlende Staubpartikel und das beim Zerfall freigesetzte radio-
aktive Gas Radon. Krankheiten wie chronischer Husten und
Lungenkrebs traten häufig auf und wurden als »Bergsucht« oder
»Schneeberger Krankheit« bezeichnet.
Von den polymetallischen Gängen abgesehen gibt es noch
weitere wichtige Lagerstätten. Zinn wurde möglicherweise schon
in der Bronzezeit aus den Flüssen gewaschen, gesichert ist der
intensive Abbau von Zinnseifen ( 7 Abschn. 5.9 ) im Mittelalter.
Ortsnamen wie Seiffen und Graupen gehen darauf zurück. Später
begann der Abbau der primären Lagerstätten, sowohl in kleinen
Tagebauen als auch unter Tage. Dabei handelt es sich vor allem
um Greisen ( 7 Abschn. 4.6 ). Mit diesen zusammen kommen auch
Zinngänge vor. Die wichtigsten Zinngreisen waren Altenberg
(eine der größten Zinnlagerstätten der Erde), Zinnwald und
mehrere Vorkommen bei Ehrenfriedersdorf und Geyer. Im West-
erzgebirge und im Vogtland gibt es auch Wolfram-Molybdän-
Greisen. Nennenswert sind noch Skarne ( 7 Abschn. 4.9 ) mit
Zinn, Wolfram, Eisen und so weiter, vor allem bei Geyer und im
Revier von Schwarzenberg.
Die Entstehung der Lagerstätten begann gegen Ende der
variszischen Gebirgsbildung. Bei dieser kollidierten die Super-
kontinente Laurussia und Gondwana sowie einige kleinere
dazwischenliegende Terrane. Ältere Sedimente und Granite
wurden dabei im Gebiet des heutigen Erzgebirges zu Glimmer-
schiefern, Phylliten und unterschiedlichen Gneisen umgewan-
delt. Als die Kollision bereits abgeschlossen war, stiegen mehrere
S-Typ-Granite auf.
Abb. 4.9 Im Freiberger Revier gibt es über 1000 hydrothermale
Gänge unterschiedlicher Größe, die ein regelrechtes Netz aufspan-
nen. Sie enthalten nicht nur Silber, sondern auch Blei, Zink, Uran und
eine ganze Reihe weiterer Metalle. Nach Seifert & Sandmann 2006.
wurde 1168 entdeckt, 1185 folgte die Gründung der Stadt
Freiberg, die in kurzer Zeit zur reichsten Stadt Sachsens wurde.
Mehr als 5000 t Silber wurden vom Ende des 12. bis zum Ende
des 19. Jahrhunderts produziert, zusammen mit kleinen Mengen
Kupfer und Zinn. Zwischen 1950 und 1969 wurden Blei, Zink,
Silber und Uran abgebaut und als Nebenprodukte Germa-
nium,  Kadmium, Bismut, Gold, Thallium und Indium ge-
wonnen. Noch immer gibt es Erzreserven, die auf knapp 5 Mt
geschätzt werden. Die Elemente Indium und Germanium
wurden 1863 und 1886 an der Bergakademie Freiberg in lokalen
Erzen (Sphalerit und Argyrodit) entdeckt (Seifert & Sandmann
2006).
Das Silber kommt in Freiberg nicht nur in silberhaltigem
Galenit und in silberreichem Fahlerz (Freibergerit), sondern
auch in Form von Silbermineralen wie Proustit (Ag 3 AsS 3 ), Pyrar-
gyrit (Ag 3 SbS 3 ), Miargyrit (AgSbS 2 ) und als gediegen Silber vor.
Nach Freiberg wurden weitere Reviere mit sehr ähnlichen
silberreichen polymetallischen Gängen entdeckt und ausge-
beutet: Schneeberg (ab 1471), Annaberg (ab 1491), Jáchymov
(St. Joachimsthal, ab 1516), Marienberg (1520) und Johanngeor-
genstadt (1654). Die in Jáchymov geprägte Münze, der Joachims-
thaler, gab dem Taler und dem Dollar seinen Namen.
 
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