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Man bringt zwei Menschen zusammen, die vorher nicht zusammengeb-
racht wurden. Manchmal ist das wie jener erste Versuch, einen Wasser-
stofballon an einen Heißluftballon zu koppeln: Man hat die Wahl zwis-
chen abstürzen und verbrennen oder verbrennen und abstürzen. Aber
manchmal funktioniert es, und etwas Neues entsteht, und die Welt hat
sich verändert. Dann wird irgendwann, früher oder später, aus dem
einen oder anderen Grund, einer von beiden weggenommen. Und was
weggenommen wurde, ist größer als die Summe dessen, was vorher da
gewesen war. Mathematisch mag das nicht möglich sein, aber emotional
ist es möglich.
Nach der Schlacht von Abu Klea gab es »riesige Haufen von toten
Arabern«, die »notgedrungen unbeerdigt blieben«. Aber nicht unbese-
hen. Jeder von ihnen hatte an einem Arm ein Lederband mit einem von
dem Mahdi verfassten Gebet, der seinen Soldaten versprochen hatte,
dieses Gebet werde britische Kugeln in Wasser verwandeln. Ein ähn-
liches Gefühl von Glaube und Unbesiegbarkeit schenkt uns die Liebe.
Und manchmal, vielleicht auch oft, funktioniert es. Wir schlüpfen zwis-
chen den Kugeln hindurch, wie Sarah Bernhardt angeblich zwischen
den Regentropfen hindurchschlüpfte. Doch es kann immer einen unver-
hoften Speerstoß in den Nacken geben. Weil jede Liebesgeschichte eine
potenzielle Leidensgeschichte ist.
In jungen Jahren teilt sich die Welt, grob gesprochen, in Menschen, die
schon Sex hatten, und solche, die noch keinen hatten. Später dann in
Menschen, die Liebe erlebt haben, und solche, die das noch nicht haben.
Noch später - jedenfalls dann, wenn wir Glück haben (oder auch nicht) -
teilt sich die Welt in Menschen, die Leid erfahren haben, und solche, die
das nicht haben. Diese Einteilungen sind absolut; es sind Wendekreise,
die wir überschreiten.
Wir waren dreißig Jahre zusammen. Ich war 32, als wir uns kennen-
lernten, und 62, als sie starb. Mein Herzblut, mein Lebensnerv. Und ob-
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