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sorgte. Sie war bei ihm, als
Le Géant
bei Hannover abstürzte. Ihr Geld
trug zur Finanzierung seines Ateliers bei; später wurde das Geschäft
auf ihren Namen überschrieben.
Als Ernestine 1887 von einem Brand in der Opéra Comique hörte und
ihren Sohn Paul dort glaubte, erlitt sie einen Schlaganfall. Félix zog so-
fort mit dem gesamten Hausstand von Paris in den Forêt de Sénart,
wo er einen Landsitz namens L'Hermitage besaß. Dort blieben sie die
nächsten acht Jahre. Edmond de Goncourt beschrieb das Familienleben
1893 in seinen
Tagebüchern
so:
… Im Mittelpunkt steht Mme Nadar, eine Aphasikerin mit dem Aussehen eines weißhaari-
gen alten Professors. Sie legt sich zur Ruhe, in einen himmelblauen, mit rosa Seide gefüt-
terten Morgenrock gehüllt. Nadar ist bei ihr und übernimmt die Rolle der fürsorglichen
Krankenschwester, steckt den leuchtend bunten Morgenrock um sie fest, streicht ihr das
Haar von den Schläfen, berührt und streichelt sie fortwährend.
Ihr Morgenrock ist
bleu de ciel
, die Farbe des Himmels, in den sie
jetzt beide nicht mehr logen. Sie waren am Boden gefangen. Ernestine
starb 1909 nach fünfundfünzig Ehejahren. Im selben Jahr überquerte
Louis Blériot in einem Flugzeug den Ärmelkanal, eine letzte Bestäti-
gung für Nadars Glauben an »Schwerer-als-Luft«-Fahrzeuge; der Bal-
lonfahrer schickte dem Flieger ein Glückwunschtelegramm. Während
Blériot sich in die Lüfte erhob, senkte man Ernestine in die Erde hinab.
Während Blériot log, trieb Nadar richtungslos dahin. Er überlebte Ern-
estine nicht lange; im März 1910 starb er im Kreis seiner Hunde und
Katzen.
Zu der Zeit erinnerte sich kaum jemand noch an seine Großtat vom
Herbst 1858 bei Petit-Bicêtre. Und die erhalten gebliebenen aerostat-
ischen Aufnahmen sind nur von leidlicher Qualität: Wir müssen uns
die Begeisterung wieder hinzudenken. Und doch stellen sie einen Mo-
ment dar, in dem die Welt erwachsen wurde. Aber das klingt vielleicht
zu melodramatisch und auch zu hofnungsvoll. Vielleicht kommt die
Welt nicht in einem Prozess des Reifens voran, sondern in einem an-
dauernden Zustand der Pubertät, der bebenden Entdeckungen. Den-
