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Fall, dass sie im Wasser landeten. Fallschirme gab es nicht. Im August
1786 - als die Ballonfahrerei noch in den Kinderschuhen steckte - war
in Newcastle ein junger Mann aus über hundert Metern Höhe zu Tode
gestürzt. Er hatte mit einigen anderen die Halteseile des Ballons gehal-
ten; als eine Windbö plötzlich den Luftsack in Bewegung setzte, ließen
seine Gefährten los, er aber klammerte sich weiter fest und wurde em-
porgezogen. Dann iel er auf die Erde zurück. Bei einem neueren His-
toriker liest sich das so: »Der Aufprall trieb seine Beine bis zu den
Knien in ein Blumenbeet und zerriss ihm die Eingeweide, die auf den
Boden herausplatzten.«
Die Aeronauten waren die neuen Argonauten, und ihre Abenteuer wur-
den unverzüglich aufgezeichnet. Eine Ballonfahrt verband Stadt und
Land, England und Frankreich, Frankreich und Deutschland. Eine
Landung löste schiere Begeisterung aus: Ein Ballon barg nichts Böses.
In der Normandie brachte der Dorfarzt am Kamin von Monsieur
Barthélemy Delanray einen Toast auf die weltumspannende Brüder-
lichkeit aus. Burnaby stieß mit seinen neuen Freunden darauf an. Als
guter Brite erläuterte er ihnen bei der Gelegenheit auch gleich die
Überlegenheit einer Monarchie über eine Republik. Der Präsident der
Aeronautical Society of Great Britain war schließlich Seine Hoheit der
Herzog von Argyll, und die drei Vizepräsidenten waren Seine Hoheit
der Herzog von Sutherland, der Sehr Ehrenwerte Earl of Duferin und
der Sehr Ehrenwerte Lord Richard Grosvenor, Member of Parliament.
Das entsprechende französische Gremium, die von Tournachon gegrün-
dete Société des Aéronautes, war dagegen demokratischer und intellek-
tueller ausgerichtet. Ihre Aristokraten waren Schriftsteller und Künst-
ler: George Sand, Dumas père et ils , Jacques Ofenbach.
Ballonfahren stand für Freiheit - doch diese Freiheit war der Macht
von Wind und Wetter unterworfen. Die Aeronauten wussten oft nicht,
ob sie in Bewegung waren oder stillstanden, an Höhe gewannen oder
verloren. In der Anfangszeit warfen sie eine Handvoll Federn aus, die
beim Sinklug nach oben wehten und beim Aufstieg nach unten. In
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