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Umm Al-uwain (»Muter zweier Mächte«) liegt nördlich von Ajman. Es be-
steht aus Wüste, aus Umm Al-uwain City und dem Wohngebiet Al-Salama. Die
Altstadt von Umm Al-uwain sieht aus wie Dubai, wenn es dort kein Öl gegeben
häte: Flachbauten an Straßen voller Schlaglöcher, im Hafen gestapelte Fis-
chreusen, uralte Mercedes mit stumpfem Lack, Schreibbüros für die Analpha-
beten, abbläternde Farbe, Wäscheleinen vor den Häusern. Zweite Welt. Der
Strand an der Ortsspitze ist wahrlich einsam. Wo in anderen Städten am Golf
Hochhäuser stehen würden, beindet sich nur ein staubiges Feld voller Büsche,
und wo anderswo ein Scheichpalast steht, liegt zwar auch ein großes Anwesen
mit hoher Mauer, aber es ist ein Staatsgefängnis. Der Zaun vor der einzigen Se-
henswürdigkeit, der alten Stadtmauer, ist rostig und heruntergetreten, sodass
man nur einsteigen braucht. Im Park vor der Mauer stehen kapute Kinderspiel-
geräte, im dürren Gras liegen zerrissene Plastiksandalen. Wer die Ästhetik des
Verfalls zu schätzen weiß, indet hier faszinierende Fotomotive und darf überras-
cht sein, wenn aus dem vermeintlich seit zehn Jahren geschlossenen Fotogeschät
jemand heraustrit und fragt, ob man vielleicht Filme kaufen möchte.
Umm Al-uwain ist die Antithese zu Dubai. Alles, was Dubai besonders
macht, fehlt hier, und es ist auch klar, warum: Umm Al-uwain hat kein Öl und
kein Gas zu verkaufen, es lebt vom Fischfang und vom Länderinanzausgleich des
Emiratebundes. Außerdem - Straßennamen wie King Faisal und eine neue
Ladenzeile namens »Riyadh Centre« am Ortsrand verraten es - pumpt auch
Saudi-Arabien Geld in das kleine Emirat und erntet dafür öfentliche Loyalität.
Die Scheichfamilie Al-Mualla plegt nicht nur gute Beziehungen zu Abu Dhabi,
sondern auch zu Riad.
Die Altstadt Umm Al-uwains bleibt dennoch ein Sanierungsfall. Sie ist den
Einwanderern überlassen worden, während die Emiratis außerhalb neu bauen.
Dass auch die Finanzkrise gewütet hat, sieht man auf den freien Sandlächen
zwischen Umm Al-uwain City und Al-Salama: Hier stehen in Beton gegossene
Investitionsruinen, die einmal Villen häten werden sollen. Die kantigen Ro-
hbauten mit leeren Fensterhöhlen sehen aus wie Spielwürfel, von Riesen in den
Sand geworfen und nach dem Ende der Partie liegen gelassen. So ist es ja auch
tatsächlich. Umm Al-uwain hat das Spiel um den Anschluss, um Reichtum und
Aufschwung verloren.
Für Emiratis gibt es vor allem einen Grund, nach Umm Al-uwain zu reisen:
das Barracuda Resort. Diese Hotelanlage am Strand ist berühmt und berüchtigt
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