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gern diesen Luxus gönnen. Jede der Palmen auf dem Mitelstreifen muss künst-
lich bewässert werden - aber was der Scheich wünscht, ist Gesetz.
Die weitläuige Oasenstadt Al-Ain im Landesinneren ist äußerst beliebt, da es
dort weniger heiß ist als an der Küste und weil das Leben hier vergleichsweise
ruhig und beschaulich abläut. 370000 Bürger hat Al-Ain, etwas mehr als Wup-
pertal. Im Sommer kommen noch ein paar hinzu, denn dann ziehen Emiratis
gerne in ihre Sommerfrischehäuser nach Al-Ain, wo die trockene Lut erträglich-
er ist als der Dampf in der Hauptstadt.
Noch ruhiger, beschaulicher und auch einfacher ist es in Orten wie Baniyas,
Ruwais oder auf den vorgelagerten Inseln. Am ruhigsten und beschaulichsten ist
es in den Liwa-Oasen tief im Süden mit ihren etwa 50 Dörfern. Hier leben vor al-
lem Landwirte. Doch auch hier hat die neue Zeit längst Einzug gehalten. Vier-
und Fünfsternehotels locken Gäste an, die ein bisschen am einfachen Leben in Li-
wa schnuppern und die Freiheit der Wüste atmen möchten, ohne auf den gedie-
genen Luxus zu verzichten, für den Abu Dhabi steht.
Das Verhältnis zwischen Emiratis und Expats fällt im Emirat Abu Dhabi, auch
wegen der Landwirtschat in Liwa, etwas günstiger für die Einheimischen aus.
Immerhin 25 Prozent sind es im gesamten Emirat. In der Stadt Abu Dhabi ist das
Verhältnis vergleichbar dem in Dubai, und der Mechanismus ist es auch. Auf den
Ölfeldern, auf den Baustellen, im Einzelhandel, in haushaltsnahen Dienstleistun-
gen - die Jobs dort sind ausschließlich mit Expats besetzt.
Die große Schwester beobachtet ihre lebenslustige Nachbarstadt Dubai mit Ar-
gusaugen und deren Projekte mit kritischem Blick. Als geschmacklos und über-
trieben hate sie etwa das innen quietschbunte Hotel Burj Al-Arab bezeichnet, als
unnötig die große Skihalle, als dekadent die übergroßen Einkaufszentren mit ihr-
em architektonischen Schmuck und den Marmorböden, als Firlefanz das Auto-
drom. Vom Burj Khalifa mal ganz zu schweigen. Dubai diese ganzen Wunder und
Rekorde einfach zu überlassen war noch nie der Stil Abu Dhabis. Vielmehr ver-
suchte man, dem eigenen Ruf der Bedächtigkeit gerecht zu werden und ganz ähn-
liche Dinge langsamer, vernüntiger, nachhaltiger und hochwertiger zu entwick-
eln als die Nachbarn. Das Burj Al-Arab in Dubai war nur so lange das berühm-
teste Hotel des Mitleren Ostens, bis das Emirates Palace in Abu Dhabi eröfnete.
Anstat einer Skihalle baute Abu Dhabi eine Eislaubahn (die groß angekündigte
eigene »Snow World« wurde nie fertiggestellt). Anstat eines Autodroms, auf
dem reiche Söhnchen und späte Buben ihre Supersportwagen ausfahren, legte
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