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räume sind genauso gut ausgeschildert wie die Toileten. In der »Mall of the
Emirates« wird freitags manchmal auch öfentlich gebetet: auf der Brücke der
»Galeria« in jenem Teil der Mall, in dem die besonders hochpreisigen Boutiquen
angesiedelt sind.
Keinen Glauben zu haben scheint für Araber unvorstellbar. Wer sich als Athe-
ist outet, verliert sein Gesicht und jeglichen Respekt, da er ofensichtlich von der
Welt nicht das Einfachste verstanden hat. Christen und Juden, die Gläubigen der
anderen »Religionen des Buches«, die sich wie der Islam auf den Urvater Abra-
ham berufen und an einen einzigen allmächtigen Got glauben, sind akzeptiert,
und ihre Anhänger gelten nicht einmal pauschal als Ungläubige, da sie immerhin
einer Religion angehören. Sie sind, so die Lehre, eigentlich ohnehin alle Muslime.
Alle Menschen sind nämlich von Geburt an Muslime, nur manche werden anders
erzogen, so eine Lehrmeinung. Daher kann auch niemand zum Islam konvertier-
en, sondern nur »revertieren«, zurückkehren zur wahren Religion. Schwerer
haben es da Hindus, Sikhs oder Buddhisten, denn sie gelten pauschal als gotlos
und Götzenanbeter, ihr Glaube nicht als Religion. Diese Gotlosen, die nicht an
einen Got glauben, begehen die nach islamischer Deinition größte Sünde: Allah
einen Teilhaber beizugesellen. Ein Ungläubiger ist streng genommen nur jemand,
der die Botschat des Propheten Mohammed gehört hat und sich dennoch nicht
zum wahren Glauben bekennt, sich dem Islam also wider besseres Wissen ver-
weigert - so eine von vielen Lehrmeinungen.
Der Ruf zum Gebet ist für viele nicht nur Erinnerung an Got, sondern tatsäch-
lich das Zeichen, für einige Minuten die Arbeit oder das Gespräch zu unter-
brechen, zur Ruhe zu kommen und zu beten.
Welcher Gläubige so früh tatsächlich aufsteht und betet oder erst beim zweiten
Gebet des Tages mit einsteigt, das weiß Allah allein. Auch, wer gar nicht betet.
Säkular zu leben ist durchaus möglich in den Metropolen am Golf, wo die soziale
Kontrolle durch die Familie gering sein kann, wenn diese weiterhin auf dem Land
lebt. Ungewöhnlich ist es trotzdem, denn das Gebet, die gesamte Religion mit
ihren vielen Details ist nicht nur allgegenwärtig, sondern am Golf auch ein so
selbstverständlicher Teil des täglichen Lebens. Moderne und Islam schließen sich
eben gerade nicht gegenseitig aus, wie von westlichen Kommentatoren so gerne
geschrieben wird. Das moderne Leben erleichtert sogar manches: Fernsehpredi-
ger verschiedener Richtungen verbreiten ihre Botschaten, Apps für Smartphones
und Tablet-PCs erinnern an Gebetszeiten und zeigen die Richtung nach Mekka
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