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meine zweite Heimat. Doch dass die Korsen das irgendwann auch einmal so se-
hen würden, häte ich niemals zu hofen gewagt. Auch nicht nach 31 Jahren.
Korsin bin ich deswegen aber natürlich noch lange nicht. Meine Familie und ich
werden wohl auf immer und ewig les allemands bleiben. Aber immerhin in die
Dorfgemeinschat integrierte Deutsche, die freundlich behandelt werden. Das ist
nicht selbstverständlich, denn korsische Dorfgemeinschaten wirken auf den er-
sten Blick wie korsische Felsformationen: schrof und abweisend und so, als
wären sie schon immer da gewesen. Doch wenn man sich die Zeit nimmt, sie
genauer zu betrachten, erkennt man, dass sie Raum und Schutz bieten können -
vorausgesetzt, man beachtet einige Regeln.
Korsika und die Korsen wollen entdeckt werden - und zwar mit Respekt. Nähert
man sich ihnen vorsichtig und mit Interesse, wird man eine unvergessliche Zeit
verleben. Überrumpelt man sie aber, etwa als Teil einer gesichtslosen, dauerfoto-
graierenden Touristenmeute, kann es passieren, dass man verschränkten Armen
und verschlossenen Gesichtern begegnet.
Die Korsen sind Individualisten, sie haben ihren eigenen Kopf und biedern sich
nicht an, allein schon deshalb ist die Insel das perfekte Ziel für Individualreis-
ende. Die meisten aber wissen über Korsika nur drei Dinge: Es ist das Land der
Bombenattentate, der Blutrache und die Heimat Napoleons. Aber Korsika ist
noch vieles mehr:
Es ist ein Reiseziel miten in Europa, das nicht nur feine Sandstrände und ausge-
dehnte Wälder bietet, sondern auch eine Bergwelt, die zu den schönsten Mit-
teleuropas zählt.
Es ist die Insel der Freiheitsbewegungen. Von der Herrschat der Phönizier in der
Antike bis zum Jahr 1769, als Korsika französisch wurde, war die Geschichte
dieses Volkes ein einziger Kampf um die Freiheit. Und er dauert, wie wir sehen
werden, bis heute an, da die Franzosen vom Festland auch heute noch von vielen
Korsen als Fremdlinge betrachtet werden.
Es ist die Insel, auf deren Boden es weder Sklaven noch Leibeigene gab. Es besitzt
eine ausgeprägte Tradition der Unantastbarkeit von Flüchtlingen und Verban-
nten. Die macchiaghiolu waren Männer, die in der Macchia lebten. Meistens, weil
sie mit der jeweiligen Obrigkeit in Konlikt geraten waren oder weil sie die Blut-
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