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Von steinernen Kriegern und unersättlichen
Traumjägerinnen
An einem Junimorgen im Jahr 1948 stand eine elegant gekleidete Dame an Deck
eines Dampfschifes, das sie von Marseille nach Ajaccio brachte. Vor ihr erhob
sich die Insel Korsika im Dunst, noch nicht viel mehr von sich preisgebend als ihre
kühne Silhouete. In diesem Moment ahnte Frederica Dorothy Violet Carrington
noch nicht, dass sie diesem Felsen und dem Geheimnis der korsischen Men-
hirstatuen ganz und gar verfallen würde. Häte man der lebenslustigen Aris-
tokratin vorhergesagt, dass sie schon bald ihr Leben in der Kapitale London
aufgeben würde, um es fortan dem Studium der entlegenen Insel Korsika und ihrer
Bewohner zu widmen, häte sie das vermutlich für einen Scherz gehalten. Sie war
in driter Ehe mit dem surrealistischen Maler Francis Rose verheiratet und nannte
sich seitdem Lady Rose. Das Schif nach Korsika hate sie vor allem aus Neugierde
betreten. In London haten sie und ihr Mann sich mit dem Kellner ihres Lieblings-
restaurants angefreundet, einem Korsen namens Jean Cesari. Der junge Mann
hate ihnen immer wieder begeistert von seiner Heimat erzählt, von seinem Onkel,
einem Schäfer, seiner Tante, einem unerschöplichen uell korsischer Legenden,
und deren zehn Kindern. Er hate von der Kastanienernte kurz vor dem ersten
Schnee geschwärmt und von der Wildschweinjagd in den Bergen. Am meisten
hate er Lady Rose aber mit seiner Beschreibung wundersamer überlebensgroßer,
dem Ansehen nach sehr alter Steinstatuen beeindruckt, die, von der Welt ver-
gessen, auf dem Grundstück seines Cousins unter Olivenbäumen stünden. Als er
nebenbei erwähnte, dass es auf Korsika Männer und Frauen gebe, die die Gabe
hätten, in ihren Träumen die Zukunt vorherzusehen, war es um Lady Rose ges-
chehen. Die Melange aus alltäglichen und magischen Dingen belügelte ihre
Phantasie. Kurz darauf lud der Korse sie und ihren Mann ein, ihn auf der Insel zu
besuchen. Das Paar zögerte nicht lange und besorgte sich Billets für die Überfahrt.
Während es Francis Rose nach einer Weile wieder gen London zog und er ir-
gendwann ganz aus dem Leben von Lady Rose verschwand, hate die Britin, die
sich von da an schlicht Dorothy Carrington nannte, ihre Berufung gefunden.
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