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oder in grafischer Form als Diagramm. Es muss herausgearbeitet werden, um wel-
che Daten es geht und was die Daten miteinander zu tun haben. Diese Darstel-
lung wird auch als Datenmodell bezeichnet. Das Datenmodell repräsentiert die
logische Ebene im ANSI SPARC-Modell (siehe Abschnitt 1.10). Insbesondere ist
es somit unabhängig von der physikalischen Ebene. Auf der Ebene des Datenmo-
dells bleiben absichtlich viele Details offen: Die Hardware und das Betriebssystem
gehören dazu, aber auch der konkrete DBMS-Typ - wir beschränken uns ganz
auf die logische Ebene. Sogar die Entscheidung, ob ein hierarchisches oder ein
relationales DBMS verwendet werden soll, können wir grundsätzlich auf einen
Zeitpunkt nach der Entwurfsphase verlegen.
Wie auch immer wir die Form zur Darstellung des Modells wählen: es muss für
alle Projektbeteiligten verständlich bleiben. Dazu brauchen wir eine Art gemeinsa-
mer Sprache. Da ein Bild bekanntlich mehr sagt als tausend Worte, wird in aller
Regel nicht die Textform, sondern ein Diagramm für die Modellierung verwen-
det. Diese Diagramm-Darstellung ist die gemeinsame Sprache der Projektbetei-
ligten für das Datenmodell. Da wir eine breite Kooperation wollen, in der auch
Mitarbeiter aus Fachabteilungen mitreden können, die möglicherweise nur ein
einziges Mal in ihrem Leben an einem solchen Projekt teilnehmen, darf keine auf-
wändige Einarbeitung nötig sein. Die Modellierungstechnik muss also weniger
logisch-mathematischen als vielmehr informellen Charakter haben.
Ein solches Modell (genauer gesagt: eine Modellierungstechnik) hat Peter Chen
Mitte der 1970er-Jahre entwickelt (siehe [Che76]). Die Grundlagen dieses Modells
erarbeiten wir uns in diesem Kapitel. Wir machen dabei die Erfahrung, dass es in
diesem so genannten Entity-Relationship-Modell (ER-Modell) zwar einige neue
Begriffe gibt, diese aber leicht zugänglich sind.
Übrigens erhalten wir die für unser Modell benötigten Informationen nur selten
in einer liebevoll, vollständig und sorgfältig aufbereiteten schriftlichen Spezifika-
tion. In den meisten Fällen müssen wir selbst Hand anlegen und alles in Form von
Fragebögen, Interviews und Workshops mit Projektbeteiligten zusammentragen.
6.1
Entitäten und ihre Attribute
Laut Chen ist eine Entität „a thing which can be distinctly identified“. Im Grunde
kann eine Entität alles sein, an das wir denken können. Neben konkreten Enti-
täten wie erfundenen und existierenden Personen oder Gegenständen sind auch
abstrakte Entitäten wie Prozesse oder Konzepte möglich. Der Erfinder der rela-
tionalen Datenbanken, Edgar Frank Codd, ist also ebenso eine Entität, wie es die
(erfundenen) Personen Bruce Wayne und Clark Kent sind. Auf eine sprachliche
Beschreibung unserer Mini-Welt können wir die Daumenregel anwenden, dass
Entitäten häufig durch Substantive beschrieben werden. Eine erste Orientierungs-
hilfe in der Mini-Welt bekommen wir also, wenn wir in unserer Informations-
sammlung die wichtigsten Substantive identifizieren.
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