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2012 immerhin ins Achtelinale der Champions League schaten und dort nur
knapp am FC Chelsea scheiterten.
Manchmal machen sich schwere Träume breit, wie die des Schritstellers Ruggero
Cappuccio, der seinen bei Feltrinelli erschienenen utopischen Roman »Fuoco su
Napoli« (Feuer über Neapel) mit dem Satz eröfnet: »In höchstens fünf Monaten
hört Neapel auf zu sein.« Von den Phlegräischen Feldern aus, die neben dem Ve-
suv ein Gebiet mit bedrohlicher vulkanischer Aktivität bilden, würden Steine und
Asche die Stadt verschüten. Anschließend würde ein Tsunami Neapel vom Meer
aus den Rest geben. Wissenschatler weihen einen bürgerlichen Maiaboss, einen
Rechtsanwalt und Literaturkenner, in die kommende Katastrophe ein. Der plant -
so der Roman - bereits im Vorfeld in Zusammenarbeit mit Camorra und kor-
rupter Politik den Wiederaubau der dann zerstörten Stadt.
Die Wirklichkeit will aber nicht diesen literarischen Fieberträumen folgen.
Neapel, dessen Geschichte in der griechischen Antike wurzelt, weiß mit Tragödi-
en umzugehen. Und entwickelt immer wieder Hofnung. Bei den Kommunalwah-
len 2011 wurden die mit der Macht verilzten Linksparteien, die hier seit dreißig
Jahren die Geschicke bestimmten, abgewählt. Aber sie wurden nicht von Ver-
tretern der Rechtsparteien Berlusconis ersetzt, sondern von einem Außenseiter
aus der linken Mite, von Luigi De Magistris, der als ehemaliger Staatsanwalt alle
Voraussetzungen besitzt, um im städtischen Dschungel zwischen Bürokratie, Kor-
ruption und Maia Schneisen der Rechtsstaatlichkeit zu schlagen. Und der eine
gehörige Portion Populismus mit sich bringt, die man braucht, um in Neapel Ver-
änderungen durchzusetzen.
Hofnungen wachsen auch, dass man die vielen Talente, die im heater, in der
Kunst, in der Literatur immer wieder autauchen, nicht länger vergeuden möge.
Jedenfalls wünscht sich das Maria Carmen Morese, die Leiterin des kleinen, aber
rührigen Goethe-Instituts im Ort (die auch eine schöne »Gebrauchsanweisung
für Neapel« geschrieben hat). Denn keine andere italienische Stadt würde so
viele Schritsteller, Schauspieler und Regisseure hervorbringen wie Neapel. So als
ob die Phantasie ein Muskel wäre, der täglich trainiert werden müsse, um den
auswuchernden Plagen der Stadt etwas entgegenzusetzen.
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