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tung Süden fährt, weiß man ot nicht, wohin man vor lauter Begeisterung
schauen soll. Sant laufen die Hügel in den Tälern der kleinen Flüsse Arbia, Om-
brone, Asso, Orcia, Paglia aus. Unterbrochen nur hier und da durch die wild an-
mutenden steilen Lehmabbrüche. Zum Beispiel bei der Abtei Monte Oliveto Mag-
giore, wo allein die Fresken Signorellis einen Abstecher wert wären. Auf den
Spitzen der Hügel glimmen in der Dämmerung die ersten Lichter auf, und gegen
den noch leuchtenden frühen Abendhimmel zeichnen sich scharf die Umrisse
von Türmen und Häusern ab: Montalcino. In der Ferne baut sich breit ausladend
das Massiv des Monte Amiata auf. Dann ist der Augenblick gekommen, das Fen-
ster herunterzukurbeln und mit der Abendfrische den würzigen Geruch von hy-
mian und Bohnenkraut ins Auto strömen zu lassen.
Einst zogen auf dieser Hauptverkehrsverbindung Kaiser und Heere, Pilger und
Kauleute gen Süden. In moderner Zeit hat die Autostrada del Sole die nach dem
römischen Konsul Cassius benannte Staatsstraße Cassia, die Siena mit Rom ver-
bindet, zur (allerdings stark befahrenen) Provinzstraße und die daran liegenden
Orte zu etwas verschlafenen Landstädtchen herabgestut. Zum Glück vielleicht.
Zum Glück jedenfalls für den Reisenden, der den Abend in der Kleinstadt Mont-
alcino genießen kann. Der kleine Ort auf der Kuppe eines von Oliven- und Wein-
gärten bewachsenen Hügels war immer wieder Zuluchtsstäte für Bürger Sienas
gewesen, die vor dem Herrschatsanspruch der Florentiner aus ihrer geliebten
Stadt lüchten mussten. Lange Zeit blieb Montalcino die letzte freie Bastion Sien-
as und wurde erst spät, Mite des 16. Jahrhunderts, von den Medici dem
Großherzogtum Toskana einverleibt. Von der Unabhängigkeit zeugt der schöne
Palazzo Comunale, von der Fluchtburg der Sienesen die wuchtige Festung.
In der Festungsanlage lockt eine Weinstube, in der der Tropfen ausgeschenkt
wird, der dem Ort zu neuem Ruhm verholfen hat: der Brunello. Aus der Traube
des Sangiovese grosso gekeltert und mindestens zwei Jahre in Eichen- oder
Kastanienfässern ausgebaut, darf der Brunello dann auf Flaschen gezogen wer-
den, wo er weitere Zeit reit, bis er frühestens fünf Jahre nach der Ernte der
Trauben in den Handel kommen darf. Natürlich tragen seine Flaschen das italien-
ische Höchstprädikat DOCG ( Denominazione di Origine Controllata e Garantita ).
Jung als Rosso di Montalcino getrunken, schmeckt er frischer und bekommt vor
allem meinem Geldbeutel viel besser. Im Jahr 2008 wurden Brunello-Liebhaber
durch die Nachricht aufgeschreckt, dass einige Weinbauern die strengen Vors-
chriten umgangen haten und zusätzlich zum Sangiovese Most aus Merlot und
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