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Cabernet-Sauvignon benutzt haten. So wurde der Wein etwas lieblicher, was auf
dem amerikanischen Markt besser ankommt (über 60 Prozent des Brunello-Um-
satzes von zuletzt 150 Millionen Euro im Jahr wird außerhalb Italiens erzielt). Die
entsprechenden Winzer wurden darauhin aus dem Brunello-Konsortium aus-
geschlossen. Doch seitdem tauchen immer wieder Debaten auf, ob man nicht die
eiserne Regel von 100 Prozent Sangiovese lockern soll.
Seine lange Lagerfähigkeit und das volle Buket verdankt der Wein dem Mik-
roklima und dem kies- und letenhaltigen Boden (den die Italiener galestro
nennen) rund um Montalcino. Der galestro hat auch dem Weißwein der Gegend
den Namen gegeben. Manchmal sind die niedrig hängenden Reben mit Netzen
behängt - zum Schutz vor Wildschweinen. Die machen den Weinbauern wie
Biondi-Santi, Lisini oder Capanna Sorgen - mit feinen Gewürzen zubereitet, sind
sie jedoch bei den Gästen der Wirtshäuser in der südlichen Toskana äußerst be-
liebt.
Nicht weit von Montalcino liegt die Miniaturstadt Pienza. Ihre Entstehung
verdankt sie Enea Silvio Piccolomini, der 1458 zum Papst gewählt wurde und als
Pius II. über die römische Christenheit herrschte. Sein toskanisches Heimatdorf
Corsignano sollte an diesem Glanz teilhaben. Der Papst beautragte den Ar-
chitekten Bernardo Rossellino, eine Stadtanlage nach dem Ideal des Humanisten
Leon Batista Alberti zu entwerfen und aus dem Boden zu stampfen. Vor allem
baute Rossellino aber den Dom und den Palazzo Piccolomini von Pienza (»Pi-
usstadt«), wie der Ort dann hieß. Klassische Renaissanceformen wechseln in ihr
mit gotischen Stilmiteln und geben so diesem Florenz im Puppenstubenformat
einen besonderen Reiz.
Deutsche Spuren
Von den Loggien des Familienpalastes der Piccolomini hat man einen unver-
gleichbaren Blick auf die Südtoskana. Ziternd steht die Lut über den welligen
crete (die typischen goldbraunen, kaum bewachsenen Hügel um Siena), über dem
fruchtbaren grünen Orciatal wird sie dann gleichsam aufgefrischt und verglimmt
schließlich an der Gipfellinie des Amiatamassivs. Keine Zypressen, hier ist die
Toskana anders. Was überall gleich klingt, sind die Rufe der Mauersegler, die mit
ihrem durchdringenden »Srih, Srih« den Glockenturm der Kathedrale unauhör-
lich umkreisen.
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