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erischen Freiraum »ökonomisch verwertbare Projekte« zu entwickeln. Fabrica ist
also keine Einrichtung der Kultur des Elfenbeinturms, sondern die gemeinsame
Erindung des Fotografen und Kommunikationsmanagers Oliviero Toscani und
seines intelligenten Firmenchefs Luciano Beneton. Toscani musste allerdings we-
gen seiner Fotokampagne gegen die Todesstrafe, die vor allem in den USA zu
massiven Anti-Beneton-Protesten geführt hate, nach fast zwanzigjähriger
Zusammenarbeit im Frühjahr 2000 das Unternehmen (und Fabrica) verlassen.
Auch ich in Vespalien
Italienisches Design ist eine Art Markenzeichen geworden, wie man jedes Jahr
auf der größten europäischen Fachmesse, dem »Salone del mobile«, in Mailand
sehen kann. Es gibt viele Kultobjekte aus Italien - von der Oliveti-Schreib-
maschine über das Brionvega-Radio oder das Grillo-Telefon bis zur Alessi-Es-
pressomaschine. Eine Hauptdarstellerin der italienischen Designgeschichte ist
weiblich und läut, wenn man Gas gibt, auf zwei Rädern - die Vespa. Ihr Name
bedeutet auf Deutsch »Wespe«, und so sticht sie vierrädrige Konkurrentinnen el-
egant tailleschwingend aus. Denn die Vespa summt ziemlich laut - man könnte
es auch knatern nennen - durch die frustriert stehenden Autoreihen, überholt
mal links, mal rechts, bis sie vor jeder roten Ampel in der Poleposition steht. Die
Italienerin ohne Parkplatzprobleme ist mit weltweit 16 Millionen Exemplaren der
Star des Alltags, inzwischen über fünfzig Jahre jung und längst ein Mythos der
motorisierten Freiheit geworden.
In ihrem Alter muss man aber damit rechnen, als Kultobjekt museumsreif zu
werden. So konnte man bereits einzelne Exemplare im Guggenheim-Museum von
Bilbao sehen oder auf Ausstellungen in Paris und Mailand. Aber nirgends zeigt
sie alle Seiten ihres Könnens so ausführlich wie im Piaggio-Museum, das im Jahr
2000 in Pontedera, auf dem halben Weg zwischen Pisa und Empoli, eröfnet
worden ist. Dort, wo sich die Toskana ganz arbeitsam schlicht und ohne
Schickimicki-Fraktionen gibt, ist die Vespa im Frühjahr 1946 auf die Welt gekom-
men.
Die Herstellerirma, die bis dato Kamplugzeuge und Schnellboote produziert
hate, war von Kriegs- auf Friedensproduktion umgestiegen. Vespas Vater, der
Flugzeugingenieur Corradino D'Ascanio, Erinder des modernen Hubschraubers,
wollte ein Fahrzeug schafen, das einfach zu bedienen war, den Fahrer vor
Straßenschmutz schützte und Platz für einen Mitfahrer bot. So wurde sie ge-
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