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Schattenseiten und tote Mäuse
Im Kampf gegen Korruption, Terrorismus und Maia
Wo die Sonne scheint, gibt es auch Schaten. Man übt in Italien je nach persön-
lichen Erfahrungen Kritik an kleingeistigen Bürokraten, an individualistischen
Verhaltensweisen, an verbrecherischen Brandrodungen oder an Freizeitjägern, die
das Abschlachten von Kleintieren und Vögeln für Sport halten. Und es gibt große
Übel: die Korruption etwa. Nach einer Untersuchung der EU-Kommission beträgt
der wirtschatliche Verlust durch Korruption im EU-Durchschnit etwa 1 Prozent
des Brutoinlandsprodukts - in Italien, zusammen mit Griechenland europäischer
Spitzenreiter, sind es 3,8 Prozent oder 80 Milliarden Euro. Korruption heißt, dass
ich als Unternehmer eine Partei oder eine Verwaltungseinrichtung bezahlen muss,
um etwa einen öfentlichen Autrag zu bekommen, oder dass ich als einzelner Bür-
ger inanziell »nachhelfen« muss, um die bürokratischen Zeiten einer Dienstleis-
tung abzukürzen oder um eine Anstellung zu bekommen. Zur Korruption gehören
auch der Volkssport der Steuerhinterziehung und die Schatenwirtschat. Wenn
ich einen Handwerker rufe, macht er mir zwei Preise… Hand aufs Herz, wie soll
man sich in Zeiten knapper Kassen entscheiden?
Ein Teufelskreis hat sich geöfnet. Um etwa der Schatenwirtschat entgegen-
zuwirken, werden die Steuern und Abgaben erhöht. Das bedeutet für viele Klein-
betriebe einen Knebel, der ihnen nicht selten die Lut zum Überleben abschneidet.
Die Vielfalt nimmt ab, die Konzentration zu. Der Kleinbetrieb (die Bar, das ein-
fache Restaurant, der kleine Laden, der einzelne Handwerker) wehrt sich, so gut er
kann. Manchmal eben mit nicht ganz legalen Miteln. In solch einem Klima fühlt
sich die volkswirtschatlich bedeutende Korruption im Luxusbereich oder bei
Ausschreibungen von Großauträgen gleichsam gerechtfertigt - machen es nicht
alle so? 1992 deckte die Mailänder Staatsanwaltschat mit ihrer Aktion »mani pu-
liti« (saubere Hände) ein Korruptionsnetz auf, bei dem sich die damaligen Regier-
ungsparteien (unter anderem die Christdemokraten und die Craxi-Sozialisten)
leißig bei öfentlichen Auträgen bedienten und umgekehrt bestimmte Unterneh-
men durch Bestechung an solche Großauträge kamen.
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