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waren, solche Geräte auf dem Markt einzuführen. Wer hätte vor einigen Jahren er-
wartet, dass Nutzer zu hunderten von Millionen ein Interesse hätten, umfangreiche
persönliche Daten in Anbietern von sozialen Netzwerk-Plattformen zur Sekundär-
und Werbe-Nutzung zur Verfügung zu stellen?
Eine naheliegende Kurzantwort zur Abschätzung der Akzeptanz einer Techno-
logie wäre, dass eine Innovation sich durchsetzt, wenn sie einen bedeutenderen
Nutzen zur Verfügung stellt als vergleichbare Lösungen. Die sich hierbei stellen-
den Fragen hat sich die Querschnittsdisziplin der Technikfolgenabschätzung zum
Thema gemacht (z. B. Bröchler et al. 1999 , VDI 1991 ) . Als Fachgebiet für die Poli-
tikberatung sind Vertreter der (Inter-)Disziplin in einem Büro für Technikfolgenab-
schätzung beim Deutschen Bundestag angesiedelt 1 und auch mit Untersuchungen
zur Gentechnik hervorgetreten (Sauter 2008 ) .
Bei einer Einzelfallbetrachtung stellt sich schnell heraus, dass neue oder besse-
re Funktionen allein für den Erfolg nicht reichen. Technologische Funktion ist der
Ausgangspunkt für die Entwicklung einer Anwendung. Deren Beurteilung umfasst
dann wiederum ganz verschiedene Sachebenen und mit ihnen befasste Diszipli-
nen - ein wesentlich breiteres Spektrum jedenfalls als die Expertise, welche zur
jeweiligen Entwicklung gefragt war. Mit den disziplinären Mitteln, die an der Ent-
wicklung der Technologie beteiligt waren, um die Funktion verfügbar zu machen, ist
die Anwender-Akzeptanz und deren Dynamik in keiner Weise einschätzbar. Dieser
Bereich umfasst Fragestellungen, die in der Regel weit außerhalb der Expertise der
jeweiligen Entwickler-Disziplin liegen. Wir sehen dies an verschiedenen Beispielen
aus unterschiedlichen Bereichen.
Der Netscape Navigator war das beste Programm, welches in den Neunziger
Jahren auf dem Markt war, um auf Internet-Seiten zuzugreifen. Nach einem
fulminanten und vielbeachteten Start mit wesentlichen Alleinstellungsmerkma-
len verschwanden das Programm und das entsprechende Unternehmen schon
bald vom Markt. Grund war nicht eine bessere Alternative, sondern ein eigent-
lich eher unterlegenes Produkt - der Internet Explorer von Microsoft. Diese
Firma schaffte es, ihr Quasi-Monopol bei PC-Betriebssystemen auf den Browser-
Markt zu übertragen und damit vorübergehend nahezu alle Mitbewerber dort zu
marginalisieren . 2
Die Programmiersprachen ALGOL und deren Weiterentwicklung SIMULA
waren in den Sechziger und Siebziger Jahren hinsichtlich struktureller Möglich-
keiten, Sprachumfang und Effizienz die mit Abstand besten Computersprachen.
Die Verfasser des Kap. 5 verwenden SIMULA nach wie vor, da sie noch immer
eine herausragend effiziente Strukturierung für ökologische Modelle mit ihrer
besonderen Komplexität bietet. Durchgesetzt hat sich in dieser Zeit für wissen-
schaftliche Anwendungen dagegen FORTRAN, seinerzeit bekannt für unsäglich
fehleranfällige Programmkonstruktionen. Die Gründe wirkten hier subtiler. Nicht
1 http://www.tab-beim-bundestag.de/de/
2 http://de.wikipedia.org/wiki/Netscape_Navigator ; http://de.wikipedia.org/wiki/Browserkrieg
 
 
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