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Slowinzen
und Kaschuben
Im frühen Mittelalter ließ sich im hinteren
Pommern und in Pommerellen, zwischen
den Flüssen Słupia (Stolpe) und Wisła
(Weichsel), ein kleiner
Pomoranen-Stamm
nieder, dem man möglicherweise wegen
der zipfeligen Pelzröcke, welche die Män-
ner im Winter über ihre Beinkleider warfen,
den Spitznamen
kaszuba
gab. Im Deutsch-
Polnischen Wörterbuch des Gelehrten
Mrongovius
von 1835 ist zu lesen: „Sie nen-
nen sich „Kaszeba“ von
kożuch,
der Pelz,
oder von dem Wort
koża,
das Fell, die
Haut; denn an der kalten Ostsee wohnend,
tragen sie lange Schafpelze“; während der
kaschubische Volksdichter
Hieronim Der-
dowksi
(1852-1902) für die
Herkunft des
Namens
Folgendes angibt: „Die Wiege der
Kaschuben waren die Ufer der unteren
Oder, wo es viele Sümpfe und Moorbrüche
gibt. Ähnliche Sümpfe sind auch auf dem
südlichen Ufer des Leba-Sees. Diese Sümp-
fe oder vielmehr eine Grasart „Wiklina“, die
darauf wächst, nennt das dort wohnhafte
slawische Volk „Koszebe“. Davon soll der
Name Kaschube entstanden sein.“
Die
Tracht
der kaschubischen Frauen
bestand aus einem Samthäubchen mit
Schleier und einem bunt bestickten langen
Faltenrock, über den sie beim Verlust eines
geliebten Menschen einen schneeweißen
Trauermantel zogen. „In Kassuben“, berich-
ten 1820 die „Pommerschen Provinzialblät-
ter“ über eine weitere
Sitte,
„muss jeder
Anverwandte dem Toten etwas von dem
Seinigen mit in den Sarg geben, einige
Haare vom Kopfe, ein Läppchen von sei-
nem Rocke oder dergleichen. Den gewese-
nen Säufern wird auch ein Fläschchen mit
Branntwein in den Sarg gelegt. Die Kassu-
ben halten sehr geheim mit diesem Brau-
che, da er noch aus der Heidenzeit her bei
ihnen stammt.“
Selbstverständlich sind auch die Kaschu-
ben seit der Ostmissionierung im 12. Jahr-
hundert Teil der gläubigen
Christenheit.
Doch anders als ihre pomoranischen Stam-
mes-Verwandten, die Slowinzen, die einst
im Küstenland zwischen den Seen Wicko
im Westen und Łebsko im Osten siedelten,
gingen sie nicht in der
mit der Ostkoloni-
sierung zugewanderten
Neubevölkerung
auf.
Die slowinzische Mundart, ein Dialekt
des Kaschubischen, ist heute nur noch im
slowinzischen Vaterunser und einem 1630
vom Stolper Pastor
Martin Mostnik
über-
setzten lutherischen Katechismus erhalten.
Dagegen bewahrte sich das zähe und bo-
denständige kaschubische Torfbauern- und
Fischervölkchen zwischen Słupsk im Wes-
ten, der Tucheler Heide im Süden und öst-
lich der Danziger Bucht durch sämtliche
politischen Wechselfälle vieler Jahrhunder-
te hindurch bis heute seine
eigene Sprache
und
kulturelle Besonderheiten.
Im kaschubischen Kerngebiet, den Re-
gionen
Kaschubisches Küstenland
und
Kaschubische Seenplatte
(Pobrzeże und
Pojezierze Kaszubskie), beriefen sich 1910
etwa 100.000 Menschen auf ihre kaschubi-
schen Wurzeln. Heute sind es immer noch
über
50.000 polnische Staatsbürger,
die
sich zur kaschubischen
Minderheit
rech-
nen, und noch bis vor einigen Jahren muss-
ten sie um ihre politischen Rechte als Min-
derheit kämpfen. Egal ob sie im Verlauf ih-
rer wechselvollen Geschichte gerade den
polnischen oder den deutschen Pass be-
saßen, stets waren sie Spielball der jeweili-
gen nationalen Interessen.
„Die Kaschuben. Stamm der Pomoranen
in Westpreußen, werden zunehmend polo-
nisiert“, behauptet beispielsweise ein deut-
sches Lexikon von 1927.
„Kaschubisch. Dialekt des Polnischen,
zunehmend zwangsgermanisiert, 1920 zu-
rück an Polen“, erläutert ein polnisches Le-
xikon aus der Zeit der Volksrepublik.
Die Großmutter des literarischen Helden
Oskar Matzerath in
Günter Grass' „Blech-
trommel“
hält dem entgegen: „So isses
nun mal mit de Kaschuben, Oskarchen ...
die missen immer dableiben und Kopp-
chen hinhalten, damit de anderen drauftäp-
pern können, weil unserains nich richtich
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