Westpommern - Polen-Ostseekuste und Pommersche Seenplatte - page 148

Weiter an den Mauern entlang, folgt
mit schmuckem Stufengiebel und
Spitzbogendurchfahrt das Pyritzer Tor
(Brama Pyrzycka, 13.-15. Jh.), eines
der schönsten Einfahrtstore in Pom-
mern und damals sicherlich nicht
leicht zu überwinden. Um ins mittelal-
terliche Stargard zu gelangen, musste
man, unter den Argusaugen der Stadt-
wächter, zunächst das basteiverstärkte
Vordertor, dann die Zugbrücke über
den Festungsgraben und schließlich
das Innentor passieren, das über ein
Fallgitter verfügte. Der Verlauf der Fall-
gitterlinie ist heute noch zu erkennen.
Vor dem Pyritzer Tor steht, ebenfalls
mit einem Stufengiebel, das Kletzin-
haus (Dom Klecanów, 16. Jh.), gegen-
wärtig Sitz der Kreisbibliothek, und
hinter dem Tor erhebt sich außerhalb
der Befestigung die neugotische Hei-
liggeistkirche (1874-77). Westlich
schließt sich an das Pyritzer Tor kurz
darauf der Wehrturm Rotes Meer
(Baszta Czerwone Morze, 15. Jh.) an.
Der Name der 34 Meter hohen, größ-
ten Stadtbastei Polens erinnert an das
Blutvergießen im Dreißigjährigen
Krieg 1618-48. In der Nähe des Turms
wurden seinerzeit blutige Kämpfe aus-
gefochten.
Im Hintergrund in der Grünanlage,
kurz bevor sie die ul. B. Chrobrego
durchschneidet, ragt ein ebenfalls go-
tisch anmutender Backsteinturm in
den Himmel. Es handelt sich um den
1896/97 gebauten Wasserturm, den
man im neugotischen Geschmack der
alten Wehranlage angepasst hat. Na-
hebei steht dort im Park die Kirche Pe-
ter und Paul (Kościółśw. Piotra i Paw-

teien bestückt. Nach einem Blick auf
das Zeughaus (15. Jh.) nordöstlich der
Marienkirche am Ufer der Ina - 1974-
77 rekonstruiert und heute Stadtar-
chiv - geht der Weg am Gefangenen-
turm (Baszta Jeńców, 15. Jh.) vorbei
südlich zum spitzhaubengekrönten,
acht Stockwerke hohen Weberturm
(Baszta Tkaczy, 15. Jh.) und der be-
nachbarten runden Bastei (Basteja).
Im 16. Jahrhundert wurde sie gemäß
den neuesten Anforderungen des
Kriegswesens konzipiert, nämlich für
den Schusswaffengebrauch, wofür
man Schlitze im Mauerwerk einließ
und eine Plattform zum Aufstellen von
Kanonen konstruierte.

Wunderschönes Netzmaßwerk am
Rathaus von Stargard Szczeciński