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(z.T. nach G RANDEL & D AHMKE , 2008) zusam-
mengestellt. LCKW sind wasserlöslich (bis max.
ca. 20 000 mg/l). In der Trinkwasserverordnung
vom 21. Mai 2001 ist für sie kein Grenzwert
mehr festgelegt worden. Da bekannt ist, dass im
Trinkwasser LCKW zumeist aus der Schutzchlo-
rung des Wassers resultieren, hat man lediglich
die Konzentration an Trihalogenmethanen auf
0,05 mg/l begrenzt. Außer der Löslichkeit erfolgt
die Ausbreitung der LCKW (G RATHWOHL & E IN -
SELE , 1991) durch Bewegung als eigene Phase ne-
ben Wasser, wobei die gegenüber Wasser höhere
Dichte dazu führt, dass sie sich im tieferen Teil ei-
nes Grundwasserkörpers anreichern. Ihre eben-
falls gegenüber Wasser niedrige kinematische
Viskosität führt stets zu einer raschen Verbrei-
tung; selbst Betonrohre (Kanalisation) und sogar
schluffig-tonige Schichten stellen häufig keinen
ausreichenden Schutz gegen ihre Ausbreitung
dar. LCKW zerfallen mit der Zeit, besonders aber
unter dem Einfluss von Sonnenlicht. In Grund-
wässern werden LCKW jedoch nur langsam oder
gar nicht abgebaut. Der Abbau kann chemisch
oder mikrobiologisch erfolgen. Im Verlauf der
Abbauprozesse können andererseits wieder neue,
z.T. toxische Verbindungen entstehen (bis zu
Konzentrationen im mg/l-Bereich), z.B. Vinyl-
chlorid, cis-1,2-Dichlorethen oder trans-1,2-Di-
chlorethen. Dass es sich dabei um Abbauproduk-
te handelt, ist dadurch belegt, dass diese LCKW
industriell in Deutschland nicht angewandt und
deshalb auch nicht in den Untergrund eingetra-
gen werden. Eine wirksame Minderung im Boden
ist weitgehend allein durch Adsorption oder Ver-
dünnung möglich. Die im Boden enthaltenen
sorptionsfähigen Substanzen (Abschn. 3.9.4.2)
haben dabei aber in der Regel eine zu geringe Ka-
pazität, um wesentliche Wirkungen zu erzielen.
Der aktuelle Kenntnisstand zum Verhalten der
LCKW im Grundwasser wurde im Rahmen des
BMBF-Förderschwerpunktes „Kontrollierter na-
türlicher Rückhalt und Abbau von Schadstoffen
bei der Sanierung kontaminierter Grundwässer
und Böden“ (KORA) untersucht und als „Leitfa-
den - Natürliche Schadstoffminderung bei
LCKW-kontaminierten Standorten - Methoden,
Empfehlungen und Hinweise zur Untersuchung
und Beurteilung“ veröffentlicht (G RANDEL &
D AHMKE , 2008). Hier wird auch der äußerst kom-
plexe mikrobiologische Abbau im Überblick be-
schrieben. So gibt es z.B. beim Abbau von Chlor-
ethenen die Prozesse der reduktiven Dechlorie-
rung sowie der aeroben und anaeroben Oxidati-
on. Der Abbau hochchlorierter Chlorethene
(PER, TRI) erfolgt v.a. unter stark anaeroben Be-
dingungen, während die teilweise dechlorierten
Verbindungen (cis-1,2-Dichlorethen, Vinylchlo-
rid) eher aerob abgebaut werden. Schwerwiegen-
de Folgen ergeben sich jedoch für Mineral- und
Heilwässer, die nicht über Aktivkohlefilter o.ä. ge-
leitet werden können, weil sie sonst ihren thera-
peutischen, dem Heilwasser eigenen Charakter
verlieren. Außer durch direkte Nachweise im
Wasser sind LCKW auch in der Bodenluft nach-
weisbar, da sie wegen ihres hohen Dampfdrucks
leicht flüchtig sind.
Allerdings gibt es auch natürliche halogenier-
te Kohlenwasserstoffe (HKW), die durch Haloge-
nierung organischer Stoffe in der Natur entstan-
den sind. N AUMANN (1994) fasste Untersuchungs-
ergebnisse aus Ozeanen, Luft, Böden und Grund-
/Oberflächenwässern zusammen. So wurden z.B.
in Dänemark mit Sicherheit nicht anthropogen
kontaminierten Grundwasserproben AOX-Werte
(Abschn. 3.9.7.1.7) von 1 bis 40 μg/l Cl ermittelt.
Die höchsten Chlorierungsgrade wurden unter
anthropogen unbeeinflussten Waldböden und
die höchsten AOX-Werte in Grundwässern, die
im Kontakt mit fossilen Torflagern stehen, festge-
stellt. Bei diesen CKW handelt es sich überwie-
gend um Chloroform. Ähnliche Werte wurden
auch in Finnland festgestellt. Die natürliche
chlororganische Fracht des Rheins hat einen
AOX-Wert von etwa
(Cl) = 15 μg/l. Auch N KUSI
& M ÜLLER (1994) berichten von biogenen Halo-
genen, die in Gewässersedimenten des Mindel-
sees bei Radolfzell in 200 bis 300 Jahre alten
Seeablagerungen mit AOX-Werten von w (Cl) =
34 mg/kg bis w (Cl) = 58 mg/kg nachgewiesen
wurden. Größere ausschließlich biogene Konzen-
trationen fanden sich auch in verschiedenen un-
tersuchten Makrophyten.
Die bergbau- und industriespezifischen Rück-
stände wie Abwässer und flüssige Abfälle können
teilweise durch Tiefversenkung über Injektions-
brunnen beseitigt werden. Diese Art der untertä-
gigen Entsorgung erfordert entsprechende Spei-
chergesteine mit ausreichender Durchlässigkeit,
Mächtigkeit und Ausdehnung. Im Hangenden
und Liegenden des Speichers sollten gering
durchlässige Gesteine als Barriere vorhanden
sein.
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