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Gebirge anzupassen und gleichzeitig die Wand-
stärke des relativ hochwertigen Filterwerkstoffes
nur so zu dimensionieren, wie es die Belastung
durch das umgebende Gebirge erfordert.
Ein weiterer Schritt in der Entwicklung des
horizontalen Brunnenbaus stellt das P REUSSAG -
Kiesmantel-Verfahren dar. Die Idee zu diesem
Verfahren stammt von P AUL B ESIGK (deutscher
Ingenieur, 1911-1998) und wurde von H UGO
H AHN (deutscher Ingenieur, 1896-1991) tech-
nisch umgesetzt. Bei dieser Brunnenkonstruktion
wird das Filterrohr nach dem Vortrieb der Brun-
nenrohre mit einem Kiesmantel umgeben, dessen
lose eingebrachtes Quarzkorn mit seinem Durch-
messer auf die erbohrten Bodenschichten abge-
stimmt wird. Diese Ausbauart macht den Einsatz
von größeren Bohrrohren notwendig, um einen
Ringraum zwischen Filterrohr und Bohrungs-
durchmesser zu schaffen. Mit den entsprechen-
den Filterkorngrößen und den dazu passenden
Filtersschlitzweiten können nun auch feinkörni-
ge Formationen ausgebaut werden. Dies ent-
spricht den Erfahrungen aus dem Vertikalbrun-
nenbau, in dem Filterrohre mit einer Umschüt-
tung aus Quarzfilterkies eine sehr leistungsfähige
und regenerierfähige Filterkonstruktion darstel-
len.
Der weitere Ausbau des Horizontalfilterbrun-
nens erfolgt nach den jeweiligen örtlichen Gege-
benheiten und den Bedingungen, unter denen die
Anlage betrieben werden soll. So hat man anfäng-
lich große, teils sehr eindrucksvolle Brunnenhäu-
ser über den Schächten errichtet, in denen die
Förderanlagen sowie die Wartungs- und Strom-
versorgungs ein richtungen untergebracht wur-
den. Heute werden diese Einrichtungen bevor-
zugt unterirdisch eingebaut. Andererseits bestim-
men die örtlichen Gegebenheiten, wie die Zu-
gangsmöglichkeit zum Gewinnungsgebiet oder
die Höhe des höchsten Wasserspiegels die Art
und Lage des Brunnenausbaues. Aber auch die
Qualität des Grundwassers kann den gewählten
Ausbau bestimmen. So wurde z.B. reduziertes, ei-
senhaltiges Wasser in einem geschlossenen Rohr-
system innerhalb des Schachtes getrennt gefasst
und gefördert, um Eisenhydroxid-Ausfällungen
einzuschränken. Bei dieser Konstruktion einer
sog. Trockenaufstellung bleibt der Schacht wäh-
rend des Betriebes bis zur Sohle völlig trocken
und jederzeit begehbar (B IETMANN , 2009). Außer-
dem bietet dieser Ausbau die Möglichkeit, nach
den jeweiligen hydrogeologischen Gegebenheiten
aus einzelnen Filtersträngen Wasser zu fördern
und sogar unterschiedliche Wasserqualitäten zu
nutzen. Dies ist eine Weiterentwicklung zur
herkömmlichen Nassaufstellung , bei der das
Grundwasser aus den Horizontalfiltersträngen
im freien Auslauf in den Schacht einströmt und
aus diesem mit Unterwasserpumpen gefördert
wird.
4.3.4.4 Brunnenausbau und
Bestimmung brunnenspezifischer
Daten
4.3.4.4.1 Brunnenausbau
Der Brunnenausbau (DVGW, 2001c) einschließ-
lich der Brunnentiefe, des Bohr- und Brunnenfil-
ter-Durchmessers richtet sich in aller Regel nach
den gegebenen hydrogeologischen Verhältnissen
(Schichtenfolge, Niveaus der Grundwasserleiter)
sowie nach dem Erschließungsziel.
Ein Brunnen besteht (Abb. 124) aus einer
Rohrtour, die von einem Filterkies im Ringraum
zwischen Rohrtour und Gebirge im Profilab-
schnitt der grundwasserleitenden Schichten um-
geben wird, und einer Wassersperre zur Abdich-
tung des Brunnens gegen häufig verunreinigte
(Grund-) Wasserzuflüsse aus dem oberflächen-
nahen Bereich. Auch innerhalb des Ringraumes
können Abdichtungen als hydraulische Barrieren
eingebracht werden. Alle Abdichtungen müssen
jedoch sorgfältig ausgeführt werden (H OMRIG -
HAUSEN & L ÜDDEKE , 1990). Die Rohrtour beginnt
von der Sohle her mit einem kurzen Sumpfrohr
zur Aufnahme von Trübe, die im Verlauf des Be-
triebs mit dem einfließenden Grundwasser in die
Verrohrung eingetragen werden kann. Darüber
schließt das Filterrohr an, das im Abschnitt der
grundwasserleitenden Schichten eingebaut wird.
Sofern mehrere derartige Schichten ausgebildet
sind, werden in den mehr oder weniger grund-
wasserfreien Abschnitten Vollrohre eingebracht,
in denen die Pumpe installiert werden kann. Die
Rohrtour wird durch das Aufsatzrohr abgeschlos-
sen, das bis zur Brunnenoberkante in den Brun-
nenschacht führt. Ist das Brunnenfilter nicht fest
mit dem Aufsatzrohr verbunden, sondern in die-
ses nur „hineingestellt“, wird von einem „verlore-
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