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häufigsten sind. In der Hydrosphäre kommen
beim Wasserstoff auf ein schweres Deuterium-
Isotop 2 940 bis 5 550 leichte Wasserstoff-Atome,
beim 18 O sind es 500 bis 530. Das Isotopen-Ver-
hältnis aus schweren zu leichten Atomen beider
Elemente hängt vom Ursprung und der Ge-
schichte des Wassers ab. Es ist ein Schlüsselpara-
meter der Isotopenhydrologie. In ihr überneh-
men zusätzlich die radioaktiven Isotope des Was-
serstoffs Tritium ( 3 H) und des Kohlenstoffs Ra-
diokohlenstoff ( 14 C) eine dominierende Rolle
(Abschn. 3.9.2.2).
Die Kombination der häufigsten stabilen Was-
serstoff- und Sauerstoff-Isotope ergibt neun ver-
schieden schwere Wassermoleküle mit Molmas-
sen zwischen 18 g/mol und 22 g/mol, deren häu-
figste in Tab. 18 aufgelistet sind.
Das natürliche, kosmogene, radioaktive Isotop
3 H des Wasserstoffs hat eine Halbwertszeit T 1/2
von 12,43 Jahren. Es spielt in der Isotopenhydro-
logie kaum eine Rolle, weil das bei Kernwaffen-
versuchen erzeugte „Bomben“-Tritium dessen
natürliche Markierung die der Hydrosphäre völ-
lig überdeckt hat (M ÜNNICH , 1963). Die vor-
nehmlich in den 1960er Jahren erfolgte anthro-
pogene Markierung (Abschn. 4.2.4) erreichte
damals das 1 000-fache der natürlichen und er-
möglichte den Hydrogeologen fortan, nähe-
rungsweise mittlere Verweil- und Durchgangszei-
ten sehr junger Grundwässer im Untergrund zu
ermitteln (Abschn. 3.9.2.2; M OSER & R AUERT ,
1980). In naher Zukunft könnte das natürliche
kosmogene Tritium allerdings an Bedeutung ge-
winnen, weil der anthropogene 3 H-Anteil im
Niederschlag weitgehend verschwunden ist.
Radiokohlenstoff ( 14 C) ist für die Altersbe-
stimmung von Wasser, das zwischen wenigen
Jahrtausenden und mehreren zehntausend Jah-
ren alt ist, unentbehrlich. Die 14 C-Alter erlauben,
numerische Modelle zu kalibrieren, geohydrauli-
sche Regionalparameter zu ermitteln und paläo-
hydrologische Informationen zu gewinnen
(M OOK , 2000).
Tab. 18: Isotopenhäufigkeit verschiedener Wasser-
moleküle.
Molekül
Molmasse
Häufigkeit
1 H 2 16 O
18
99,730 %
1 H 2 18 O
20
0,205 %
1 H 2 17 O
19
0,035 %
1 H 2 H 16 O
19
0,015 %
3.9.2.2 Isotopenhydrologie
Die Isotopenhydrologie nutzt die Erkenntnis,
dass natürliche und anthropogene Umweltisoto-
pe in unterschiedlichen Konzentrationen in der
Hydrosphäre vorkommen (D ROST et al., 1972;
M OSER & R AUERT , 1980; C LARK & F RITZ , 1997;
G EYH , 1988; G EYH , 2000). Es gibt stabile und in-
stabile, radioaktive Isotope. Für die Isotopenhy-
drologie am wichtigsten sind die stabilen Isotope
des Wasserstoffs ( 1 H und 2 H = Deuterium) und
des Sauerstoffs ( 16 O, 17 O und 18 O) sowie die kos-
mogenen und anthropogenen radioaktiven Iso-
tope Radiokohlenstoff ( 14 C) und Tritium ( 3 H)
(Abb. 56). Weitere radioaktive Isotope wie 36 Cl,
39 Ar, 85 Kr und 81 Kr, aber auch die stabilen Stick-
stoffisotope haben noch keine breite hydrogeolo-
gische Anwendung gefunden und sind auf wis-
senschaftliche Grundlagenuntersuchungen be-
schränkt geblieben. Nur die stabilen Schwefel-
Isotope 32 S und 34 S sind zur Ermittlung des
Ursprungs von Sulfaten unentbehrlich geworden.
Wässer, die aufgrund unterschiedlicher Antei-
le dieser Moleküle isotopisch verschieden schwer
sind, unterscheiden sich in ihren physikalischen
Eigenschaften (Dichte, Viskosität, Schmelz- und
Siedetemperatur, Dampfdruck u.a.). Für die Iso-
topenhydrologie entscheidend ist, dass zur Ver-
dunstung isotopisch schwerer Wassermoleküle
mehr Energie benötigt wird als für leichte. Da-
durch kommt es zu einer Abreicherung der isoto-
pisch schweren Moleküle in der Dampfphase ge-
genüber der Flüssigphase. Dieser Prozess wird
Isotopenfraktionierung genannt. Die meteori-
schen Wässer sind als dessen Folge isotopisch
leichter als Meerwasser. Im weiteren Sinne erklärt
die dampfdruckabhängige Isotopenfraktionie-
rung, dass Niederschläge auf ihrem Weg vom
Meer in Richtung Kontinent isotopisch leichter
werden, also an schweren Molekülen verarmen
( Kontinental-Effekt ). Auch der Höhen-Effekt
kommt dadurch zustande. Niederschlagswasser
wird an den Flanken von Gebirgen mit steigender
Höhe isotopisch leichter (Abschn. 3.9.2.2).
 
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