Geography Reference
In-Depth Information
Motivdimensionen klassifiziert: Neben allgemeinen In-
formationsfunktionen und dem Zeitvertreib dominie-
ren soziale Informationsfunktionen (mit Aussagen wie
„um Näheres über jemanden herauszufinden, den ich
bereits im realen Leben getroffen habe“ oder „um mehr
über andere Personen aus meiner Umgebung zu erfah-
ren“) und vor allem Motive der sozialen Kontaktpflege
(z. B. „um mit alten Freunden in Kontakt zu bleiben“).
Die „Freunde“ in Facebook sind oft alte Schulbekannt-
schaften, Kommilitonen, Kollegen und Freunde; der
Anteil der online kennengelernten Facebook-Freunde
ist dagegen marginal (ebd.).
Es verwundert daher kaum, dass, wenn wir Verkehre
im Internet beobachten (Exkurs 7.7), es auffallende
Ähnlichkeiten mit Verkehrsdarstellungen aus anderen
Kontexten (Telefonverkehre, Handelsverkehre und so
weiter) gibt. Es handelt sich hierbei zumeist um gewach-
sene Beziehungen und Kommunikationsstrukturen mit
engen Verzahnungen zu realweltlichen Bedingungen
und Beziehungen, wofür Telekommunikationsverkehre
nicht nur gute Indikatoren sind, sondern auch ursäch-
lich oder zumindest für deren Organisation nützlich
sind. Allerdings: Ein Europa als Kommunikationsraum
ohne den „Rest“ existiert nicht. Die von Europa aus
besonders gern aufgesuchten Inhalte von Google und
Facebook befinden sich auf Rechner-Hosts in den USA
und die weltweit verteilten Informationen werden in
Echtzeit überall abrufbar.
Eine funktionierende Kommunikation war schon je
für Europa ein wichtiger Entwicklungsfaktor. Viele kul-
turelle, ökonomische und soziale Errungenschaften
Europas wären ohne funktionierende Kommunika-
tionsformen und -wege nicht möglich gewesen. Einem
Edvard Munch stand zwar nicht das ersehnte Mobiltele-
fon zur Verfügung, aber seine vielzähligen Reisen, die
sich letztendlich in seinem künstlerischen Werk wider-
spiegeln, wären ohne intensive Briefkontakte in mehrere
europäische Länder nicht zu organisieren gewesen.
Waren zu seiner Zeit die Reichweiten aber eher be-
schränkt und die raum-zeitlichen Ausbreitungen von
Informationen und Neuerungen eher träge Prozesse
gewesen, so lernen wir heute viele Ereignisse an entfern-
ten Orten der Welt in Echtzeit kennen - dank YouTube,
Facebook und Twitter.
Die Menschen in Europa sind heute, begünstigt
durch die Möglichkeiten der IKT, in einem Maße ver-
netzt und auch kommunikativ wie sie es in ihrer Ge-
schichte noch nie gewesen sind - allen Unkenrufen der
Vereinsamung der Tag und Nacht vor dem PC sitzenden
„Generation Facebook“ zuwider. Vielmehr lässt sich
nachweisen, dass das Internet „Menschen verbindet und
nicht aus ihnen kontaktarme Sonderlinge macht“ und
sich positive Effekte der Internetnutzung „auf verschie-
dene sozialkapitalrelevante Variablen wie die Regelmä-
ßigkeit des Besuchs von Theater, Ausstellungen, Kino,
Konzerten, Bars, Restaurants und Sportveranstaltungen,
die Anzahl der Freunde, ehrenamtliche Tätigkeiten und
politisches Engagement“ finden lassen (Bauernschuster
et al. 2010). Dies gilt jedoch nur für diejenigen, die über
die entsprechenden Zugänge verfügen.
Weiterführende Literatur
Andrusz GD, Harloe M, Szelenyj I (Hrsg) (1996) Cities after
Socialism. Urban and Regional Change and Conflict in Post-
Socialist Societies. Oxford
Barlösius E, Neu C (Hrsg) (2008) Peripherisierung - eine neue
Form sozialer Ungleichheit. In: Berlin-Brandenburgische
Akademie der Wissenschaften (Hrsg) Materialien der inter-
disziplinären Arbeitsgruppe Zukunftsorientierte Nutzung
ländlicher Räume - LandInnovation. Materialien Nr. 21,
Februar 2008. Online unterhttp://www.bbaw.de/bbaw/
Forschung/Forschungsprojekte/Land/bilder/arbeits -
papier21.pdf (letzter Zugriff am 30.12.2010)
Blotevogel H, Schulze K (2009) Zum Problem der Quantifizie-
rung der Metropolfunktionen deutscher Metropolregionen.
In: Knieling J (Hrsg) Metropolregionen Innovation, Wettbe-
werb, Handlungsfähigkeit. Forschungs- und Sitzungsbe-
richte der ARL Bd. 231. Hannover
Bretzke W-R, Barkawi K (2010) Nachhaltige Logistik. Antworten
auf eine globale Herausforderung. Springer, Heidelberg u. a.
Brunet R (1989) Les villes européennes. Rapport pour la
DATAR, Délégation à l'Aménagement du Territoire et à
l'Action Régionale. Paris
Budke A, Kanwischer D, Pott A (Hrsg) (2004) Internetgeogra-
phien. Beobachtungen zum Verhältnis von Internet, Raum
und Gesellschaft. Erdkundliches Wissen, Bd. 136. Stuttgart
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (o. J.)
Leipzig-Charta. Abrufbar unter: www.bmv.de/SharedDocs/
DE/Artikel/SW/leipzig-charta-zur-nachhaltigen-europae-
ischen-stadt.html?nn=35776
Castells M (2001) Das Informationszeitalter: Der Aufstieg der
Netzwerkgesellschaft. Teil 1 der Trilogie. Opladen
Cloke PJ (Hrsg) (2003) Country visions: Knowing the Rural
World. Prentice Hall, Harlow
Dicken P (2011) Global Shift. Mapping the changing contours of
the world economy. Guilford, New York
Ehrler V (2011) Taking Off: Does electronic documentation
make air cargo fly high again? A systemic approach to
understanding the complexity of the air cargo system.
Huss, München
Europäische Kommission (2005) Transeuropäisches Verkehrs-
netz. TEN-V - vorrangige Achsen und Projekte 2005. Lu-
xem burg
Europäische Kommission (2010) High-speed Europe - a sustain-
able link between citizens. Luxemburg
Europäische Kommission (2011) Results of the public consulta-
tion on the conclusions of the fifth report on economic,
social and territorial cohesion. Brüssel
Europäische Union (2010) In Europas Zukunft investieren.
Fünfter Bericht über den wirtschaftlichen und sozialen Zu-
sammenhalt. Luxemburg
Search WWH ::




Custom Search