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Exkurs 7.7
Verkehre im Internet
Verkehre im Internet zu ermitteln, erfordert detektivische
Fähigkeiten und Kondition. Mithilfe von Tracerouting-Pro-
grammen lässt sich exemplarisch herausfinden, über wel-
che IP-Router Datenpakete von einem Ausgangs- zu einem
Ziel-Host geschickt werden. Es gibt verschiedene Projekte,
die von einer möglichst großen Zahl von freiwilligen Teil-
nehmern die Wegeführungen ihrer Datenpakete aufzeich-
nen (z. B. Dimes Project ), und daraus lassen sich wiederum
Karten generieren. Diese können als bloße Darstellung
technischer Computervernetzungen kritisiert werden, aber
sie geben auch Einblick in Strukturen und kommunikative
Beziehungen. Solche Visualisierungen wurden von Harrison
(Carnegie Mellon University, USA) für einen Dimes -Daten-
satz von Februar 2007 vorgenommen (Abb. 1). Sie verdeut-
lichen zum einen die Struktur und Topologie des Internets,
zum anderen die Verwobenheit von Städten in Europa (oder
besser deren Router).
Abb. 1 Europa: City-to-City-Verbin-
dungen im Internet (Quelle: Chris
Harrison, Carnegie Mellon Univer-
sity, USA, www.chrisharrisson.net).
man sich auf eine regionale Ebene begibt, zeigen sich
sehr kleinräumige Muster, die wiederum eigener Erklä-
rungen bedürfen.
Schwieriger gestaltet sich die Suche nach und die
Analyse von Beziehungen im Internetverkehr. Die
Anwendungen im Internet sind vielfältig und seit der
Entwicklung des Web 2.0, das als „Mitmach-Internet“
die Bildung sozialer Online-Netzwerke auf Plattformen
wie Facebook, Twitter, Xing erst ermöglichte, nimmt ein
Teil der Anwender eine deutlich aktivere Rolle ein.
Besonders aktive Web-2.0-Anwender sind Eurostat
(2011) zufolge die Isländer, Dänen und Norweger. In
Finnland und Portugal wird das Internet überdurch-
schnittlich zu Lernzwecken verwendet, die Portugiesen
und Spanier suchen im Netz überdurchschnittlich nach
Bildungs- und Weiterbildungsangeboten, in Norwegen,
Finnland und Estland ist das Online-Banking sehr
beliebt, während die Briten, Dänen und Deutschen
gerne online einkaufen (Eurostat 2011). Neben diesen
Unterschieden in der Internetnutzung durch die Euro-
päer fördern die Umfragen von Eurostat aber sehr wohl
auch Gemeinsamkeiten unter den Internetnutzern zwi-
schen den EU-Ländern hervor: Europaweit dominieren
klassische Internetanwendungen wie E-Mail sowie die
Informationssuche über Produkte und Dienstleistungen
(Eurostat 2011). Sieht man sich die meist besuchten
Webseiten an, so fällt ein weitgehend einheitliches Ver-
halten der Europäer auf. Google ist in jedem Land die
meist besuchte Internetseite und der Erfolg dieser
Homepage wurde auch vom Duden registriert, welcher
„googeln“ als Verb führt. Zu dieser Prominenz hat es die
in fast allen Ländern Europas am zweithäufigsten be-
suchte Seite Facebook noch nicht gebracht (www. alexa.
com).
Empirische Untersuchungen zeigen auch, dass Bezie-
hungen von Nutzern im Internet zum Teil hohe Korre-
lationen mit persönlichen Kontakten aufweisen. Unter
Facebook-Nutzern werden von Kneidinger (2010) vier
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