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Abb. 5.4 Gurkenernte im Münsterland. Trotz des hohen Technisierungs- und Mechanisierungsstandes gilt für einige Obst- und
Gemüsearten immer noch das Pflücken per Hand als notwendig. Dennoch findet auch hier der Einsatz von Traktoren zur Effizienz-
steigerung statt (Foto: Birte Nienaber).
Dezentralisierung des Managements stattfindet. Dabei
findet auch eine Internationalisierung der Landwirt-
schaft verbunden mit einer Versorgung der Landwirt-
schaft mit Fremdkapital statt. Dadurch sind die immer
größer werdenden Agrarfirmen (z. B. John Deere, Syn-
genta) nicht mehr örtlich in der ländlichen Gemein-
schaft verankert, sondern globale Konzerne. Lowe et al.
(1993) bezeichnet die Phase nach dem Zweiten Welt-
krieg als produktivistische Phase der Entwicklung der
Landwirtschaft.
Gekennzeichnet ist die Entwicklung in vielen Staaten
durch die Vorgaben und Auswirkungen der Gemeinsa-
men Agrarpolitik. Neben den traditionell bäuerlichen
Familienbetrieben als Voll-, Zu- oder Nebenerwerbsbe-
triebe, die teilweise industriespezifische Produktions-
weisen übernehmen (z. B. Melkmaschinen), entstanden
zunehmend industrialisierte Agrarbetriebe, die sich teil-
weise ebenfalls in Familienbesitz befinden. Unterstützt
durch die Gemeinsame Agrarpolitik vollzog sich ein
Agrarstrukturwandel, durch den immer weniger Be-
triebe mit immer weniger Arbeitskräften immer mehr
Menschen ernähren. Der Industrialisierungsprozess ver-
ändert auch die Gesellschaft im ländlichen Raum. Es
entstehen neue Arbeitsplätze in vor- und nachgelager-
ten Betrieben und der Gegensatz zwischen Inten-
sivgebieten (z. B. das Oldenburger Münsterland in
Nordwest-Deutschland oder Nordost-England) und
Peripherräumen (z. B. Bergbauern der Alpen) verschärft
sich. Ökologische Auswirkungen zeigen sich beispiels-
weise an der Schadstoffanreicherung in Böden und
Grundwasser, der verstärkten Bodenerosion, dem Ver-
lust der Biodiversität, wachsenden Problemen im Tier-
schutz und in der Nahrungsmittelsicherheit.
Neue Formen der Industrialisierung
zu Beginn des 21. Jahrhunderts
in Mittel- und Osteuropa
Nach der Wende 1989/1990 vollzog sich die Entwicklung
der Agrarwirtschaft in den vormalig sozialistischen Staa-
ten sehr unterschiedlich. Zum einen wurden Landwirt-
schaftliche Produktionsgenossenschaften und Staatsgü-
ter in neue Rechtsformen (z. B. AGs, GmbHs, KGs oder
freie Genossenschaften) überführt. Zum anderen grün-
deten Privatlandwirte neue Betriebe, die ihre vormali-
gen Besitztümer aus den Kollektiven herauslösten. In
Ungarn beispielsweise hat sich eine duale Betriebsgrö-
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