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Die „europäischen“ GUS-Staaten
dem Sturz von Miloševiç wurden bereits im Jahr 2000
erste Beitrittsverhandlungen aufgenommen. Vorausset-
zung einer engeren Zusammenarbeit ist allerdings die
volle Kooperation Serbiens mit dem Internationalen
Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY)
in Den Haag. Ferner erwartet die EU die Lösung der eth-
nischen Probleme im Kosovo, die Bekämpfung der
Armut und der Korruption im Süden des Landes. Die
serbische Regierung stellte am 22. Dezember 2009 einen
Antrag auf Mitgliedschaft in der Europäischen Union
und erwartet einen Beitritt zum Staatenbund bis 2015.
Serbien hat allerdings nicht den Status eines Beitritts-
landes, sondern den eines potenziellen Bewerbers er-
halten.
Zu den derzeitigen „Outcasts“ der Europäischen Union
zählen Weißrussland und Russland, aber auch die
Ukraine sowie einige Nachfolgestaaten Jugoslawiens wie
Serbien oder Montenegro. In diesen Ländern kommen
zu den Problemen der wirtschaftlichen Systemtransfor-
mation das Fehlen einer politischen Systemtransforma-
tion sowie innenpolitische Konflikte bis hin zum Bür-
gerkrieg hinzu.
Staaten wie die Ukraine und Weißrussland, aber auch
Serbien dringen als selbstständige Staaten erst allmäh-
lich in das Bewusstsein der EU-Europäer. Mit deren
Natur- und Kulturräumen, Städten und Menschen ist
die heutige männliche Rentnergeneration in Deutsch-
land vielleicht noch vertrauter als die Nachgeborenen,
waren es doch diejenigen Gebiete Jugoslawiens und der
früheren Sowjetunion, welche von der Deutschen Wehr-
macht zeitweise erobert worden waren. 40 Jahre hinter
dem „Eisernen Vorhang“ hatten auch die geographi-
schen Kenntnisse und Informationen über diese Regio-
nen in Westeuropa und Westdeutschland verschwim-
men lassen.
Ukraine bedeutet Grenzland. Damit wird die natur-
geographische Lage und historische Grenze zur Steppe
zwischen den sesshaften Zivilisationen im Nordwesten
und den nomadischen Gruppen im Südwesten gekenn-
zeichnet, die für Jahrhunderte die politische Geschichte
des Landes geprägt hatten.
Nach Russland ist die Ukraine das zweitgrößte Land
Europas. Seine Fläche umfasst 604 000 Quadratkilome-
ter mit rund 52 Millionen Einwohnern. Die Hauptstadt
ist Kiew mit etwas über 2,5 Millionen Einwohnern. In
der Ukraine leben etwa 18 Prozent der ehemaligen
Sowjetbevölkerung; das Land ist damit weitaus dichter
besiedelt als die meisten übrigen Regionen der ehemali-
gen UdSSR und liegt hinsichtlich seiner Bevölkerungs-
zahl etwa auf einer Ebene mit Frankreich, Italien oder
Großbritannien. Flächenmäßig übertrifft es das Staats-
gebiet von Großbritannien oder Deutschland jeweils um
das Doppelte.
Historisch-geographisch ist die Ukraine immer noch
weitgehend zweigeteilt. Der Westen mit dem Zentrum
Lemberg war bis zum Ersten Weltkrieg Teil der österrei-
chisch-ungarischen Monarchie; der Osten hingegen mit
den großen Industrieregionen des Donbass war immer
ein wichtiger Industrieraum der Sowjetunion und seine
Bevölkerung wählt heute vorwiegend russlandfreundli-
che Parteien.
Weißrussland (Belarus) liegt am westlichen Rand der
ehemaligen Sowjetunion; es grenzt im Westen an Polen,
im Norden an Litauen und Lettland und umfasst insge-
samt eine Fläche von 207 000 Quadratkilometern. Das
Land hat etwa 10 Millionen Einwohner, davon etwa
1,6 Millionen in der Hauptstadt Minsk.
Abb. 4.37 Norwegen ist der einzige „Rentierstaat“ Europas,
dessen Einkommen zu einem erheblichen Teil aus der Erdölför-
derung in der Nordsee stammt. Raffinerien der Staatsfirma
„Statoil“ stehen insbesondere beim Zentrum der norwegischen
Erdölverarbeitung in Stavanger (Foto: Hans Gebhardt).
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