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Entwicklung
Region
North East
North West
Yorkshire and the Humber
East Midlands
West Midlands
East
London
South East
South West
England
Wales
Schottland
Nordirland
Vereinigtes Königreich
1991
1993
1995
1997
1999
2001
1991-2001 [%]
84,5
90,8
90,4
94,9
92,0
109,4
130,5
110,2
92,9
101,8
83,3
99,5
76,4
100,0
84,4
91,0
89,2
93,9
92,0
108,6
131,9
110,4
92,3
101,7
82,8
100,2
78,5
100,0
83,4
90,8
89,5
94,5
92,9
108,3
129,8
111 , 2
92,2
101,6
83,4
100,4
80,0
100,0
79,9
89,7
89,1
95,2
92,3
108,1
132,1
113,4
91,9
102,0
81,3
98,6
79,2
100,0
76,6
89,7
87,3
93,4
91,1
108,6
135,0
117, 4
90,2
102,4
79,2
95,8
78,7
100,0
76,4
89,8
86,4
91,9
90,4
110,1
133,2
120,1
89,3
102,5
78,9
94,7
78,4
100,0
-9,59
-1,10
-4,42
-3,16
-1,74
0,64
2,07
8,98
-3,88
0,69
-5,28
-4,82
2,62
Abb. 4.6 Pro-Kopf-Bruttowertschöp-
fung in Großbritannien von 1991 bis
2001 (verändert nach: Wood 2006).
räume in den klimatisch günstigeren Südregionen liegen
(skandinavische Länder, Großbritannien). Teilweise
sind Nord-Süd-Gegensätze auch kulturhistorisch ange-
legt wie in Italien oder Spanien, wo wir im Süden andere
Agrarsozialsysteme (feudalistische Strukturen aus der
maurischen bzw. osmanischen Zeit) finden. Große
Nord-Süd-Gegensätze, die letztlich zum Zerbrechen des
Landes geführt haben, prägten auch die frühere Repu-
blik Jugoslawien (Kapitel 3).
Es ist nicht immer nur das einsträngige Nord-Süd-
Monochrom, das in Geographiebüchern zu den ge-
nannten europäischen Staaten bemüht wird. Relativ
häufig findet sich auch die Metapher vom „Dreiklang“
von Nord nach Süd: der naturräumliche „Dreiklang“ in
Deutschland (Tiefland, Mittelgebirge, Hochgebirge),
das dreigeteilte Italien (mit dem erfolgreichen Industrie-
distrikt des „dritten Italiens“ im Norden; Exkurs 4.3;
Pohl 1995), die traditionelle Dreigliederung des König-
reichs Großbritannien (mit England, Schottland und
Wales, ergänzt durch Nordirland).
In Großbritannien werden Nord-Süd-Gegensätze
traditionell durch den Gegensatz zwischen England
und Schottland bestimmt. Schottland verfügt inzwi-
schen über ein eigenes Regionalparlament in Edin-
burgh und einige Politiker betreiben aktiv die Abspal-
tung von England; eine relative Selbstständigkeit ge-
nießt auch Wales.
Geographische Autoren gehen davon aus, „dass das
Land heute mehr denn je durch seine „Geographie“ ent-
zweit ist“ (Wood 2006). Auf wirtschaftlichem Gebiet ist
die Divergenz offenkundig: Auf der einen Seite stehen
die nördlichen Landesteile (einschließlich der Midlands
und Wales), die Schrumpfung und Niedergang verkraf-
ten müssen, auf der anderen Seite die im Süden und
Südosten gelegenen Regionen, in denen sich ein ein-
drucksvolles Wachstum der Dienstleistungsökonomie
vollzieht, insbesondere in London (Abb. 4.6).
Damit vollzog sich in Großbritannien in den letzten
100 Jahren eine mit Deutschland vergleichbare Umkehr
des Nord-Süd-Verhältnisses. Auch im Deutschen Reich
lagen um 1900 die wirtschaftlichen Zentren außer in
Mitteldeutschland (Sachsen als älteste Industrieregion)
im Norden und Westen, insbesondere im Ruhrgebiet,
während Baden-Württemberg bis in die Zwischen-
kriegszeit und Bayern sogar bis zum Ende des Zweiten
Weltkriegs Abwanderungsgebiete blieben. Das letzte
Jahrzehnt der alten Bundesrepublik vor der Wiederver-
einigung hingegen war beherrscht von zahlreichen
Publikationen und Medienberichten zu einem „neuen
Süd-Nord-Gefälle“ (Gebhardt 2007) mit Dominanz der
bayerischen und baden-württembergischen Wirtschaft,
ein Diskurs, der nach der Wiedervereinigung allerdings
rasch durch den „Ost-West-Gegensatz“ abgelöst wurde.
Auch in Großbritannien war die heutige industrielle
Peripherie mit ihrem Niedergang an Altindustrien
(Kohle, Stahl, Schiffbau etc.) noch vor 100 Jahren das
Zentrum der britischen Wirtschaft (Kapitel 5). Später
entwickelten sich in den Midlands und vor allem in Lon-
don die Konsumgüterindustrien des 20. Jahrhunderts.
Inzwischen haben die Altindustriegebiete in erhebli-
chem Umfang ihre überkommene wirtschaftliche Basis,
Arbeitsplätze und Bevölkerung eingebüßt, weite Teile
Süd- und Südostenglands hingegen verzeichnen Wachs-
tum, geringe Arbeitslosenquoten und Zuwanderung
junger, qualifizierter Menschen auf der Suche nach
Beschäftigung (Zehner & Wood 2010).
Vor allem das Wohlstands- und Machtgefälle zwi-
schen dem Londoner Großraum und den nördlichen
Landesteilen hat sich im 20. Jahrhundert erheblich aus-
geweitet, nicht zuletzt, weil wichtige ökonomische Kon-
trollfunktionen aus den Provinzen in die Hauptstadt
abgewandert sind. Dies führte zu sehr scharfen regiona-
len Disparitäten, die sonst für europäische Länder nicht
unbedingt typisch sind. Die Wirtschaftskraft der dyna-
 
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