Travel Reference
In-Depth Information
Die Ruinen von Anemourion liegen auf
dem südlichsten Zipfel der türkischen
Küste, 8 km westlich von Anamur.
Der Name bedeutet im Griechischen
›Windnase‹, denn allen Stürmen ist der
Ort schutzlos ausgesetzt. Zur Stadtge-
schichte gibt es nur wenige schriftliche
Quellen, immerhin soll der Apostel
Barnabas hier eine Gemeinde gegrün-
det haben. Tacitus berichtet von einer
Belagerung durch isaurische Berg-
stämme 52 n. Chr. - mitten in der rö-
mischen Friedenszeit. Die Archäologie
konnte jedoch durch ihre Befunde ein
genaues Bild des Lebens der Bewohner
zeichnen, vor allem zur Endphase Ane-
mourions. Seit dem Untergang der
Stadt siedelte hier niemand mehr, die
Fundzusammenhänge blieben unge-
stört.
fälle zum Erliegen, die letzten Fund-
münzen tragen das Datum 705. Erst im
12. Jh. - Zypern war inzwischen ein
Kreuzfahrerstaat - bauten die kleinar-
menischen Könige die Zitadelle aus -
vermutlich bestanden auch wieder
Schiffsverbindungen zur Insel im Sü-
den. Nach der osmanischen Eroberung
endete jegliche Siedlungstätigkeit.
Die wichtigsten Gebäude
Direkt oberhalb der Zufahrtsstraße
liegt die Nekropole mit ihren gut
erhaltenen, teils zweistöckigen Grab-
bauten, meist in Form kleiner Tempel-
häuser. Vielfach sind Inschriften, Sym-
bole und sogar Mosaiken zu ent
de-
cken. Geradeaus, im Süden, ragt die
armenische Festung auf dem Felskap
empor. Wer durch das teils dornige
Niederbuschwerk hinaufklettern will,
steigt am besten zu dem erhöhten Sat-
tel über der Nekropole empor und
bahnt sich dann einen eigenen Weg -
das lohnt aber nur wegen der Aus-
sicht.
Eine spätantike Stadtmauer , 382 ge-
gen die Überfälle der isaurischen Berg-
stämme errichtet, teilt das weitläufige
Stadtgebiet in der Küstenebene. Direkt
davor liegen die eindrucksvollen Rui-
nen der Großen Thermen (Anfang 3. Jh.)
mit der nach Norden anschließenden
Palästra . Hinter der Stadtmauer folgte
das römerzeitliche Theater (rechts der
Straße), von dem nur noch die Run-
dung der Cavea zu erkennen ist. Ge-
genüber begrenzt ein Odeion (eine Art
Ratssaal) die Agora. Hinter dem Thea-
ter liegen die Kleinen (oder Byzantini-
schen) Thermen ; dort sind noch die
Reste der Hypokaustenkonstruktion
(s. S. 61) zu sehen.
Fährt man weiter zum Strandpark-
platz, kann man dort die Seemauer mit
einer Kirchenruine und den Resten ei-
ner Kolonnadenstraße erkunden.
Schicksal einer Frontstadt
Die Stadt hatte ihre größte Bedeutung
in der Zeit vom 1. bis zum 3. Jh. Damals
entstanden ambitionierte öffentliche
Bauten wie ein Aquädukt, ein Theater,
Thermen (Bäder) und eine große, von
Säulengängen umgebene Palästra als
Sporthof. Anemourion prägte sogar ei-
gene Münzen.
Der erste Schlag kam mit dem Per-
serüberfall unter Schapur I. im Jahr
260. Danach blieb die römische Herr-
schaft schwach, im 4. Jh. plünderten
marodierende Horden der Isaurier aus
den kilikischen Bergen mehrfach den
Ort. Unter Kaiser Zenon (474-491), ei-
nem Isaurier, erlebte die Stadt unter
christlich-byzantinischen Vorzeichen
erneut einen Aufschwung, der bis 580
andauerte. Dann zerstörte ein Erdbe-
ben u. a. den Aquädukt, was das zivili-
satorische Niveau nochmals deutlich
absenkte.
Die Eroberung Zyperns durch die
Araber besiegelte das Ende, die Küs-
tenschifffahrt kam durch deren Über-
 
Search WWH ::




Custom Search