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schaltung der fünf verdrahteten. Die SIGABA-Rotoren drehten sich also nicht
nach dem Tachometer-Prinzip, sondern nach einer komplexen Mechanik, die alle
15 Rotoren einbezog. Einen Reflektor gab es bei der SIGABA nicht. Für einen
Außenstehenden war praktisch nicht nachvollziehbar, wie die Bewegung ablief.
Die komplexe Fortschaltung und die große Anzahl an Rotoren machten die
SIGABA so sicher, dass sie nach heutigem Kenntnisstand nie geknackt wurde.
Von Nachteil war lediglich, dass die SIGABA groß und unhandlich war. Sie war
deshalb für den Einsatz im Gefecht nur bedingt geeignet. An der Front mussten
die US-Soldaten deshalb mit der deutlich weniger sicheren M-209 vorliebneh-
men, von der noch die Rede sein wird.
Während die US-Amerikaner mit der SIGABA arbeiteten, hatten die Briten
ein ähnliches Gerät namens Ty p e x . Dieses arbeitete mit fünf unregelmäßig fortge-
schalteten Rotoren und wurde ebenfalls - nach heutigem Kenntnisstand - nie
geknackt. Allerdings war auch die Typex kein Gerät für den Einsatz an der Front,
sondern wurde nur von hochrangigen Militärs verwendet. Auch nach dem Zwei-
ten Weltkrieg kamen noch zahlreiche Rotor-Chiffriermaschinen zum Einsatz. So
entstand in der Schweiz die NEMA und in der Sowjetunion die Fialka . Die
Schweizer Crypto AG brachte eine Maschine namens HX-63 auf den Markt.
Innerhalb der NATO wurde ein Gerät namens KL-7 eingesetzt. Alle diese
Maschinen wurden allem Anschein nach nie geknackt, da sie ausreichend viele
Rotoren und eine komplexe Fortschaltmechanik hatten.
5.2
Andere Verschlüsselungsmaschinen
Nicht alle Verschlüsselungsmaschinen arbeiteten nach dem Rotorprinzip. Vor
allem in den dreißiger Jahren, als die Nachfrage nach sicheren Verfahren deutlich
zunahm, ließen sich die Konstrukteure einige Alternativen einfallen, um den
Codeknackern ihr Handwerk zu erschweren. Im Zweiten Weltkrieg kamen meh-
rere unterschiedliche Typen von Verschlüsselungsmaschinen zur Anwendung,
von denen noch die meisten geknackt wurden. Erst in den fünfziger Jahren
gewannen die Chiffren-Designer gegenüber den Kryptoanalytikern die Ober-
hand, was einen entscheidenden Einschnitt in der langen Geschichte der Krypto-
grafie darstellt.
5.2.1
Die Kryha-Maschine
Zu den Kuriositäten in der Kryptografie-Geschichte zählt zweifellos die Ver-
schlüsselungsmaschine des Ingenieurs und Geschäftsmanns Alexander von Kryha
[Schm10]. Diese wird als Kryha-Maschine bezeichnet. Von Kryha kam Anfang
der zwanziger Jahre aus der Ukraine nach Deutschland, wo er sich als Unterneh-
mer betätigte. Nachdem er zuvor beim ukrainischen Militär mit Verschlüsselung
zu tun gehabt hatte, entwickelte er ein Verschlüsselungsgerät, das er um 1925 auf
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