Cryptography Reference
In-Depth Information
4.5.1
Das Voynich-Manuskript
Das Voynich-Manuskript ist das wohl bedeutendste ungelöste Rätsel der Krypto-
grafie-Geschichte [Schm12/1]. Es handelt sich dabei um ein handgeschriebenes
Buch aus dem 15. Jahrhundert, in dem zahlreiche Abbildungen enthalten sind.
Der Text ist in unbekannten Buchstaben verfasst. Insgesamt enthält das Voynich-
Manuskript etwa 170.000 Schriftzeichen, was eigentlich eine gute Voraussetzung
ist, um eine erfolgreiche Kryptoanalyse durchzuführen (auch wenn das verwen-
dete Verfahren nicht bekannt ist). Bisher sind jedoch alle Versuche, das Voynich-
Manuskript zu entschlüsseln, erfolglos geblieben.
Einigermaßen sicher ist inzwischen immerhin, dass der Text nicht in einer
natürlichen Sprache in unverändertem Zustand verfasst ist. Diesen Schluss lassen
zahlreiche statistische Untersuchungen zu, deren Ergebnisse kaum mit einer
bekannten Sprache in Einklang zu bringen sind. Möglich ist dagegen eine natürli-
che Sprache in veränderter Form, eine Kunstsprache oder eine Verschlüsselung.
Ebenfalls denkbar (und meiner Meinung nach nicht gerade unwahrscheinlich) ist
die Hypothese, dass der gesamte Voynich-Text nur bedeutungslosen Unfug ent-
hält.
Allerdings tappt die Voynich-Forschung bezüglich dieser Fragen noch reich-
lich im Dunkeln. Die Befürworter der Verschlüsselungstheorie konnten bisher
noch nicht erklären, welches Verfahren der Verfasser verwendete. Auch nach
einer passenden Kunstsprache oder Sprachveränderung suchen Voynichologen
bisher vergebens. Selbst die Unfug-Theorie leidet darunter, dass bisher niemand
herausgefunden hat, mit welcher Methode der Urheber einen sinnlosen Buchsta-
bensalat mit den entsprechenden statistischen Eigenschaften produziert hat.
4.5.2
Das Thouless-Kryptogramm
Der britische Psychologe Robert Thouless (1894-1984) startete 1948 ein kurio-
ses Experiment [Schm12/1]. Er veröffentlichte einen verschlüsselten Text und
kündigte an, den Schlüssel - falls möglich - nach seinem Tod aus dem Jenseits zu
übermitteln. Sollte dies gelingen, dann wäre bewiesen, dass Tote mit Lebenden
kommunizieren können. Der Geheimtext, den er zu diesem Zweck erstellte, lau-
tete:
CBFTM HGRIO TSTAU FSBDN WGNIS BRVEF BQTAB
QRPEF BKSDG MNRPS RFBSU TTDMF EMA BIM
Es wäre sicherlich sinnvoll gewesen, das verwendete Verfahren zu veröffentlichen
und nur den Schlüssel geheim zu halten. Der in Verschlüsselungsfragen nicht
besonders beschlagene Thouless gab jedoch weder das eine noch das andere
bekannt. So stand lediglich der Geheimtext öffentlich zur Verfügung. Dennoch
meldete sich bereits nach einigen Wochen ein Kryptografieexperte, der die
Lösung gefunden hatte. Das Verfahren entpuppte sich als Playfair-Chiffre, der
Search WWH ::




Custom Search