Cryptography Reference
In-Depth Information
3.5.4
Weitere Fälle
Hier sind noch einige weitere Fälle, in denen das Abhören einer Datenübertra-
gung eine Rolle spielte:
Echelon : Mallorys Kollegen sind zweifellos auch in Geheimdienstkreisen zu
suchen, auch wenn über derartige Aktivitäten naturgemäß wenig bekannt ist.
Bekannt sind jedoch einige Details über das Überwachungssystem Echelon ,
ein Gemeinschaftswerk der Staaten USA, Großbritannien, Kanada, Neusee-
land und Australien. Echelon hat den Zweck, Satellitenkommunikation abzu-
hören. Echelon-Abhörstationen stehen bzw. standen beispielsweise in Darm-
stadt (Deutschland), Menwith Hill (Großbritannien) und Sugar Grove (USA).
Wenn man weiß, was heutzutage alles über Satelliten gesendet wird (Telefo-
nate, Internetdaten, ...), dann kann man sich leicht vorstellen, welche Mög-
lichkeiten Echelon den Betreiberstaaten bietet. Früher galt Echelon für viele
als Hirngespinst von Verschwörungstheoretikern. Im Januar 1998 erschien
jedoch ein Bericht der EU, in dem die Existenz von Echelon erstmals von offi-
zieller Stelle bestätigt wurde (der sogenannte STOA-Report [STOA]). Gemäß
dem STOA-Report existiert Echelon bereits seit den siebziger Jahren. Interes-
sant sind auch andere Zahlen aus dem STOA-Report: 15 bis 20 Milliarden
Euro sollen weltweit jährlich für das Abhören von Kommunikation ausgege-
ben werden. Über den heutigen Zustand von Echelon ist wenig bekannt.
Enercon und die NSA : Die ostfriesische Firma Enercon, ein Hersteller von
Windkraftanlagen, wurde laut Medienberichten Ende der neunziger Jahre
durch die NSA abgehört [Schm02]. Dabei gelangte die NSA in den Besitz von
geheimen Bauplänen, die der US-Konkurrenz des Auricher Unternehmens
zugespielt wurde. Vermutlicher Schaden: 100 Millionen Mark und 300
Arbeitsplätze.
3.6
Ist Kryptografie gefährlich?
Obwohl die Kryptografie in zahlreichen Anwendungsgebieten unverzichtbar ist,
können von ihr auch Gefahren ausgehen. Dies ist insbesondere dann der Fall,
wenn Kriminelle Daten verschlüsseln und sie dadurch für die Polizei unlesbar
machen. Die öffentliche Diskussion zu diesem Thema schlug besonders Ende der
neunziger Jahre hohe Wogen und ist bis heute nicht ganz verebbt. Im Mittelpunkt
steht dabei stets folgende Frage: Soll wirkungsvolle Verschlüsselung für jeder-
mann zugänglich sein oder soll der Staat gegen die Verbreitung der Kryptografie
vorgehen?
Gesetze, die einen unkontrollierbaren Einsatz von Verschlüsselung verhin-
dern sollen, gibt oder gab es in verschiedenen Ländern. In den USA galt beispiels-
weise bis 1999 ein Exportverbot für starke Verschlüsselungstechnik. Selbst Stan-
dardprodukte wie Betriebssysteme oder Webbrowser durften nur mit abgespeck-
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