Cryptography Reference
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5.2.3
Die Purple
Im Jahr 1937 entwickelte die japanische Marine eine Verschlüsselungsmaschine,
die »97-shiki O-bun In-ji-ki« hieß. Dieses Gerät, das in der Literatur meist als
Purple bezeichnet wird, spielte im Pazifikkrieg zwischen Japan und den USA eine
wichtige Rolle. Es hatte einen ungewöhnlichen Aufbau, für den es anderswo
keine Parallele gibt. Die Konstrukteure der Purple kannten die Enigma und ließen
sich von deren Funktionsweise inspirieren. Statt Rotoren wählten sie jedoch Tele-
fon-Vermittlungsschalter als wichtigstes Bauelement. Wie bei der Enigma drückte
der Bediener eine Buchstabentaste auf einer Schreibmaschinentastatur, wodurch
sich ein Stromkreis schloss, der den zugehörigen Geheimtextbuchstaben anzeigte.
Eine vereinfachte Purple-Variante ist in Abbildung 5-9 zu sehen. Der dort
verwendete Telefonschalter hat drei Eingänge und pro Eingang drei Ausgänge.
Über ein Verbindungsstück ( Zeiger ) ist jeder Eingang mit einem der drei zugehö-
rigen Ausgänge verbunden. Mit der Eingabe eines Buchstabens bewegen sich alle
drei Zeiger um eine Einheit nach unten (ist der unterste Ausgang erreicht, dann
geht es mit dem obersten weiter). Die Verdrahtung zwischen den Ausgängen und
den Lampen muss so gestaltet sein, dass nie zwei Zeiger bei derselben Lampe lan-
den.
A
A
B
B
C
C
Abb. 5-9
Die Purple (hier eine vereinfachte Version mit drei Buchstaben) arbeitete mit Telefon-
Vermittlungsschaltern, in denen sich mehrere Zeiger synchron bewegten.
Die echte Purple arbeitete mit 13 Vermittlungsschaltern. Jeder davon hatte sechs
Ein- und 150 Ausgänge. Die Verdrahtung ist in Abbildung 5-10 zu sehen. Die mit
x gekennzeichneten Elemente führen eine festverdrahtete Permutation durch, die
uns an dieser Stelle nicht interessieren soll. Die jeweils 150 Ausgänge an einem
Vermittlungsschalter sind nicht einzeln abgebildet. Wie man sieht, bleibt bei den
meisten Vermittlungsschaltern ein Eingang unbelegt. Die Anfangsstellung der
Zeiger diente als Schlüssel. Die Ausgabe erfolgte nicht über Lampen, sondern wie
bei einer elektrischen Schreibmaschine. Die Purple war zwar komplexer aufge-
baut als die Enigma, doch dafür war es einfacher, bei bekanntem Aufbau den
Schlüssel zu ermitteln.
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