Civil Engineering Reference
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tungen die Fähigkeit haben, sowohl die Kosten transparent aufzuzeigen (open books) wie
auch die marktseitigen Auswirkungen der Anforderungen auf die Attraktivität der Immo-
bilie und die damit verbundene Kosten-Nutzen-Relation zu ermitteln.
Aufbauend auf den nutzerorientierten Anforderungen müssen die Auswirkungen auf
die Architektur, Funktionalität und Technik des Bauobjekts ermittelt, permanent erfasst
und angepasst werden. Dieses Konzept (Abb. 5.14 ) durchbricht die oft statische Vorstel-
lung, dass alle Anforderungen in der Konzeptphase endgültig festgelegt werden können.
Die Praxis zeigt, dass dies in der Regel nicht zutrifft und die meisten Konflikte der „Part-
nerschaften“ bei traditionellen Projektabwicklungsformen ihren Ursprung in dieser stati-
schen Haltung der Stakeholder (Bauherr, Planer, Unternehmer) haben.
Daher ist es für Projektabwicklungsformen mit Gesamt- bzw. Systemleistungen unab-
dingbar, dass die Leistungsanbieter das dynamische, interaktive und integrative Anforde-
rungsmanagement entwickeln und systematisch durchführen. Nur so können sich Part-
nerschaften entwickeln, die die Unsicherheiten im Bauprozess durch Offenheit für beide
Partner weitgehend von Spekulationen befreien.
Zur Durchführung des Anforderungsmanagements eignen sich in den verschiedenen
Projektphasen Workshops, in denen nicht nur die formalen Fakten diskutiert werden, son-
dern auch das Problemlösungsverhalten der Partner gestärkt wird.
5.3
Kooperationsstrategien
In der betriebswirtschaftlichen Literatur wird unter Unternehmenskooperation die zwi-
schenbetriebliche Zusammenarbeit verstanden, die „das gemeinsame Handeln von zwei
oder mehreren Unternehmen in Teilbereichen unternehmerischer Tätigkeit“ beinhal-
tet [ 1 ]. Diverse Wissenschaftler bezeichnen Unternehmenskooperationen als eine inter-
mediäre Organisationsform ökonomischer Aktivitäten zwischen Markt und Hierarchie.
Markt ist gemä￟ der neoklassischen Markttheorie „eine Organisationsform ökonomischer
Aktivitäten, in der beliebige Marktteilnehmer, die sich grundsätzlich rational und oppor-
tunistisch verhalten und die gleichberechtigt und in ihren Handlungen weitgehend von-
einander unabhängig sind, eine genau spezifizierte Leistung austauschen“ [ 31 ], wobei der
Preis die Koordinationsfunktion übernimmt. Marktbeziehungen sind kurzfristig und eher
kompetitiv, im Gegensatz zu den auf Dauer angelegten, vornehmlich kooperativen Be-
ziehungen in einer Unternehmenshierarchie. Hier basiert die Koordinationsleistung „auf
WeisungenderUnternehmensleitunggegenüber(…)denOrganisationsmitgliedern“[ 31 ].
Ziel einer Unternehmenskooperation ist es, „die Wettbewerbsfähigkeit der Beteiligten
durch Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit mittels Rationalisierung oder Schaffung grösse-
rer Wettbewerbseinheiten“ [ 1 ] oder durch Akquisition komplementärer Kompetenzen zu
fördern,wobei„Kooperationsbeziehungen(…)ziel-undnutzenorientierteBeziehungen
zwischen (…) Institutionen auf Wechselseitigkeit“ [ 29 ] sind. Diese Nutzenorientierung
knüpft implizit an die instrumentelle Funktion der Kooperation „als eine bestimmte Form
zweckorientierter Handlungen von Personen oder Organisationen“ [ 33 ] an, die „auf eine
Verminderung der Wettbewerbsintensität und die Ausnutzung von Synergiepotenzialen
 
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