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Aber ich kam nicht weit. Krish, Christian und Jan (unser Kameramann) und Freddie (der
Tontechniker) mussten erst noch mehr Aufnahmen für die Sendung machen.
Sie wurden darauf hingewiesen, dass auch sie sich bitte entkleiden mögen, wenn sie wei-
tere Filmaufnahmen machen wollten. Also zogen sie sich aus. Ich empfand ein wenig Ge-
nugtuung nach all den Dingen, die sie mir angetan hatten.
Als wir wieder zurück in unserem Ferienhaus waren, verkündete Krish, dass wir morgen in
eine Favela fahren würden. Normalerweise halten sie sich ja sehr bedeckt mit ihren Plänen,
bis es so weit ist, aber Krish sagte, er müsse mich diesmal vorwarnen, weil die Favelas die
finstersten Viertel der Stadt seien, Drogen und Waffen dort an der Tagesordnung seien, und
wir alle eine Sicherheitseinweisung über uns ergehen lassen müssten. Äh, Moment mal. Ich
bin doch nicht nach Brasilien geflogen, um mich in Gefahr zu begeben. Aber Krish machte
auf einmal einen auf todernst, was nicht so richtig wirkungsvoll war, weil ich mich noch zu
gut daran erinnern konnte, wie er am Morgen im Adamskostüm am Strand herumspaziert
war.
Am Abend bekochte uns eine neue Köchin. Es gab Rind und Bohnen. Hurra.
DIENSTAG, DEN 16. FEBRUAR
Ich bin heute eine halbe Stunde früher als nötig aufgestanden, weil ich Lust hatte auf Toast
mit Schinken und der Toaster fürs Aufwärmen zwanzig Minuten braucht. Ich dachte darüber
nach, dass dies womöglich meine Henkersmahlzeit sein könnte, weil wir heute in die Favela
fahren wollten. In diesem Zusammenhang sollte ich mich womöglich nicht über die lange
Aufwärmphase des Toasters beschweren.
Beim Frühstück unterhielten sich die anderen über einen Film mit dem Titel City of God.
Offenbar war die Favela, die heute auf unserem Programm stand, ähnlich zu der aus dem
Film. Und offenbar hatte den Film jeder gesehen - außer mir. Ich meine, ich kann mich dar-
an erinnern, wie damals alle darüber redeten, aber ich hatte ihn nicht sehen wollen, weil er
untertitelt war, und ich mag keine Filme mit Untertiteln. Da kann ich ja gleich das Buch le-
sen.
Krish erklärte, dass wir Motorräder nehmen würden, weil die Straßen in den Favelas nicht
für Kleinbusse gemacht wären. Zum ersten Mal, seit ich ihn kennengelernt habe, sah Bin
Laden hocherfreut aus. Er hatte einen lockeren Tag vor sich. Mir wurde Johnny als Fahrer
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