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sie sich nicht richtig im Klaren darüber, was sie jetzt, da sie die Pyramiden gesehen haben,
tun sollten. Es ist wie bei einem Krankenbesuch. Man hat ein bisschen geplaudert und die
obligatorischen Blumen überreicht, und eigentlich will man wieder gehen, aber man hat
das Gefühl, es wäre noch zu früh dafür. So habe ich es zumindest empfunden.
DONNERSTAG, DEN 17. DEZEMBER
Krish hat mir erzählt, dass ich heute ein Pärchen treffen soll, das mit den Pyramiden wirk-
lich etwas anfangen kann, und dass wir endlich auch eine betreten werden. Es ist womög-
lich das erste Mal, dass ich aufgeregt bin, seit ich nach Ägypten gekommen bin.
Ich bin zu den beiden nach Hause gefahren. Sie heißen Andrew und Seija, und sie betrei-
ben eine Sache namens »Galactic Light« und klettern immer wieder in die Pyramiden, um
- wie sie sagen - »mit den Mächten des Kosmos, der Einheit oder dem Gottesbewusstsein
rund um den Planeten und Atlantis in Kontakt zu treten. Da die Cheopspyramide das Zen-
trum des gesamten Gottessystems darstellt, ist sie mit allen anderen Heiligtümern auf der
ganzen Welt ebenso verbunden wie mit dem Zentrum unserer Galaxis und dem Mittelpunkt
unseres Planeten Erde. Sie ist ein überwältigendes, großartiges Monument, das uns über
Raum und Zeit erhebt.«
So ganz habe ich das nicht kapiert. Eigentlich wollte ich doch nur eine Pyramide von in-
nen sehen, nachdem ich von der Außenansicht ein wenig enttäuscht gewesen war.
Aber sie hatten eine schöne Wohnung. Mit einem tollen Blick auf die Pyramiden vom
Toilettenfenster aus. Sie brachten mir bei, wie ich mich entspanne, und sangen ein paar
Mantras, die wir im Inneren der Pyramide wiederholen würden.
Es lief alles gut, und ich begann gerade, einigermaßen ruhig zu werden, als der Gebetsruf
ertönte. Direkt vor ihrem Wohnzimmerfenster war ein Lautsprecher angebracht, aus dem
es gut zwanzig Minuten lang rausplärrte.
Das war für mich wirklich das Anstrengendste an Ägypten. Ich habe Andrew gefragt,
ob sie von dem Lautsprecher gewusst hatten, bevor sie sich die Wohnung kauften. Wetten,
dass der Makler sie in die Wohnung und wieder hinaus geführt hatte, als gerade kein Gebet
anstand?
Nachdem ich ein paar Mantras gelernt hatte, aßen wir Burger und Pommes und gingen
dann zu den Pyramiden hinüber. Eigentlich war schon geschlossen, aber wir hatten die Er-
laubnis, das Gelände zu betreten, nachdem all die anderen Touristen es bereits hatten ver-
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