Travel Reference
In-Depth Information
STEPHEN: Klasse, Kumpel. Und es ist echt toll, dass du langsam Gefallen an dieser
Reise findest.
KARL: Ja, so ist es wirklich! Dieses Mal habe ich mich nicht annähernd so oft be-
klagt. Du wirst stolz sein auf mich.
STEPHEN: Sehr gut. Ich bin jetzt schon stolz auf dich!
Carlos machte auf mich einen ganz anständigen Eindruck. Erst zeigte er mir den Lebens-
mittelmarkt, den Rambo Chicken. Dort lagen jede Menge Hühnerköpfe auf Tabletts herum.
Es sah ein bisschen aus wie dieses »Wer ist es?«-Brettspiel. Ich mag Hühnchen. Ich esse
wirklich gerne Hühnchen. Eigentlich müsste ich mich darüber freuen, all diese geschlach-
teten Hühner zu sehen. Aber diese hier sahen alles andere als glücklich aus. Ich habe noch
nie einen toten Fisch gesehen, der einen grimmigen Gesichtsausdruck gehabt hätte. Aber
diese Hühner hier sahen wirklich toter als tot aus mit ihren verdrehten Augen und den weit
aufgerissenen Schnäbeln. Carlos erklärte, die Mexikaner würden sie einfach in kochendes
Wasser werfen, und schon wären sie genießbar. Ich frage mich, ob da nicht jemand den
Hühnerkopf mit dem -ei verwechselt hat.
Bevor wir den Markt verließen, probierte ich noch Eselsfleisch - das schlimmste Fleisch,
das ich je gegessen habe: Es ist dunkel, zäh, fett und riecht muffig. Ich habe mal irgendwo
gehört, dass der Dodo ausgestorben ist, weil er nicht gut schmeckte. Da ist der Esel wohl
als Nächster dran.
Vom Markt aus spazierten wir in Carlos' Wohnviertel. Überall waren Leute auf der Straße
und bemalten kleine Pappmaschee-Bullen. Carlos erzählte mir, dass die Mexikaner Böller
an diese Bullenfigürchen kleben, sie sich dann auf den Kopf setzen und damit mitten in
eine Menschenmenge rennen. Mexiko ist irgendwie wie Jackass , diese MTV -Sendung. Als
wir die Straße entlangliefen, sah ich den Mann, der die Böller baute. Ich bin mir nicht ganz
sicher, ob er mich auch sehen konnte. Er hatte nur noch ein Auge. In England wäre er nach
so einem Arbeitsunfall frühpensioniert worden. Hier in Mexiko heißt es stattdessen einfach
nur: »Weitermachen. Du hast schließlich noch ein zweites Auge.« Sein Arbeitsmaterial be-
fand sich in den zwei Plastiktüten neben ihm. In der einen Tüte steckte das Papier, aus dem
er die Röllchen formte. Die andere Tüte war gefüllt mit Schießpulver.
Wir gingen weiter zu Carlos nach Hause, wo ich seine Eltern kennenlernte. Während wir
einen Willkommensdrink zu uns nahmen, war draußen eine massive Explosion zu hören.
Mir schoss sofort durch den Kopf, was Steve gesagt hatte: dass dieses Fest abgeschafft
Search WWH ::




Custom Search