Geography Reference
In-Depth Information
. Abb. 4.12 Navy Pier in Chicago
die Städte in einem zuvor unbekannten Wettbewerb zueinan
der. Fernsehsender wie CNN oder MTV und die omnipräsenten
Filme aus Hollywood erzeugen weltweit homogene Konsummus
ter. Es werden Bedürfnisse geweckt, die es zu erfüllen gilt, um
hoch qualizierte Bewohner und Touristen anzuziehen. Weiche
Standortfaktoren sind bedeutender geworden als harte. Hierzu
können ein angenehmes Klima, eine niedrige Kriminalitätsrate
und ein damit verbundenes Gefühl der Sicherheit, Sauberkeit
und attraktive öentliche Räume, Parks und jogging trails, aber
auch ein groes kulturelles Angebot und gute Schulen und Uni
versitäten gehören. Auerdem muss ein groes Unterhaltungs
und Freizeitangebot vorgehalten werden, um die neuen Eliten
bei Laune zu halten ( . Abb. 4.12 ). Besondere Events und Icons
fördern die globale Vermarktung (Clark et al. 2002, S. 494499).
Da der Ausbau des Freizeitangebots in vielen Städten höchste
Priorität hat, bezeichnet Clark (2004, S. 8) sie als entertainment
machines (Unterhaltungsmaschinen). Der Begri machine soll
verdeutlichen, dass die Unterhaltung keine private Angelegen
heit mehr ist, sondern zu einem Gut avanciert ist, das die Städte
produzieren müssen. Es ist zum wichtigsten Instrument städti
scher Entwicklungspolitik geworden. Früher haben die Kom
munen das produzierende Gewerbe gefördert, um Arbeitsplätze
zu schaen; heute arbeiten die wenig qualizierten Einwanderer
in der Freizeitindustrie (Clark et al. 2002, S. 499). Die Städte re
agieren auf die Bedürfnisse der Konsumenten, indem sie Wer
bekampagnen und Groereignisse sponsern und mit privaten
Inverstoren public private partnerships eingehen, um gemeinsam
Hotels, Tagungszentren und Shopping Center zu bauen (Fain
stein und Judd 1999, S. 2).
Die Politiker werden nicht müde, die Vorzüge innerstädti
scher entertainment districts anzupreisen, die Kapital und Besu
cher anlocken sollen. Die Städte sollen so sauber werden wie die
suburbs. Diese Entwicklung setzte in den 1970erJahren ein, als
die einst von Industrie und Gewerbe genutzten waterfronts zu fes
tival markets umgebaut wurden (Zukin 2010, S. 5). Es ist Aufgabe
der Städte, die institutionellen Voraussetzungen für den Wandel
von der Industrie zur Konsumentenstadt zu schaen und wich
tige öentliche Güter wie Museen, Parks oder Sportstätten zur
Verfügung zu stellen. Private Investoren ergänzen die öentlichen
Einrichtungen durch Cafés, Kunstgalerien, Geschäe oder eine
spezische Architektur, die den Städten eine unverwechselbare
Ausstrahlung verleihen sollen. Das Kultur und Freizeitangebot
entscheidet gemeinsam mit einem entsprechenden Einkommen,
ohne das das vielfältige Angebot nicht genutzt werden kann, über
den Wert einer Stadt ( . Abb. 4.13 ). Die gröten Gewinner dieser
Entwicklung sind die Wohlhabenden, während die Mittellosen
weitgehend vom Genuss der vielfältigen Möglichkeiten ausge
schlossen sind (Clark et  al. 2002, S.  494497). Bei genauerer
Search WWH ::




Custom Search