Geography Reference
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denen sich Arbeit und Konsum vereinbaren lassen. Starbucks und
vergleichbare Anbieter sind die besten Beispiele für diese Ent
wicklung. Der Kauf eines Bechers Kaee garantiert kostenloses
WLAN und einen warmen Arbeitsplatz inmitten Gleichgesinnter
für mehrere Stunden (Bishop und Williams 2012, S. 6869).
Darüber hinaus gibt es eine groe Zahl weiterer Dienste,
die die neuen technischen Möglichkeiten nutzen. In einem ge
meinsamen Projekt entwickeln des National Building Museum
in Washington, D.C., das Time Magazine, IBM und die Rocke
feller Foundation intelligente Städte, in denen alle sozioökono
mische Gruppen der Bevölkerung von technischen Neuerungen
wie WLAN, Smartphones, TabletComputern und dem Web 2.0
protieren sollen (e American Assembly 2011, S. 19). In Dis
kussionsforen werden jeden Monat unterschiedliche emen
auf der Website des Projekts diskutiert und Meinungsumfragen
durchgeführt (   www.nbm.org/intelligentcities ). Apps für Mobil
telefone bieten nicht nur fast uneingeschränkte Möglichkeiten der
Information, sondern erleichtern es auch, Freunde zu treen. Mit
tels der App Foursquare können registrierte Benutzer jederzeit
ihren Standort bekanntgeben und Restaurants oder Sehenswür
digkeiten bewerten. Die Seite   www.familywatchdog.us bietet die
Möglichkeit, innerhalb weniger Sekunden zu überprüfen, ob in
der näheren Umgebung Sexualstraäter leben. Eine Karte weist
nicht nur auf den genauen Wohnstandort hin, sondern nennt
auch den Namen des Verbrechers und klärt über die genaue Straf
tat wie Belästigung von Kindern oder Vergewaltigung auf. Die
Website   www.crimereport.com arbeitet ähnlich, gibt aber Aus
kun zu einer groen Bandbreite von Verbrechen und kleineren
Vergehen und soweit bekannt zu den Tätern. Diese Seiten können
bei der Wohnungssuche nützlich sein, denn wer möchte schon in
eine neighborhood mit besonders vielen Wohnungseinbrüchen
oder neben einen mehrfachen Vergewaltiger ziehen. Allerdings
sind diese Seiten äuerst umstritten, da sie wiederholt unschul
dige Menschen an den Pranger gestellt haben und ganze Viertel
stigmatisieren. Besonders bedenklich ist, dass   www.crimereport.
com für eine App mit stay informed whereever you are wirbt,
die es ermöglicht, stets und überall über die Verbrechen in der
Umgebung zu informieren. Allerdings sind nicht alle Dienste,
die über Geschehen in der Nachbarscha berichten, erfolgreich.
Auf der Homepage   www.everyblock.com , die von dem Fern
sehsender NBC unterhalten wurde, haben sich mehrere Jahre
Bewohner mit alle Entwicklungen und Beobachtungen in ihrem
Baublock beschäigt. Wohl nie zuvor hat es Nachrichten auf einer
vergleichbar kleinräumigen Ebene gegeben. Weltweit konnte sich
jeder an den Diskussionsforen beteiligen und einmischen (Ratti
und Townsend 2011, S. 48). Im Februar 2013 hat NBC den Service
ohne Angabe von Gründen eingestellt. Die Liste der verfügbaren
Dienste, die die neuen Technologien seit einigen Jahren zuneh
mend anbieten, liee sich fast beliebig verlängern. Die vielfälti
gen Angebote haben zwar unser aller Leben verändert, aber die
Auswirkungen auf die Städte sind noch nicht wirklich abzusehen.
und nicht an Personen gebunden. Es lässt sich über Informati
onskanäle verbreiten und umfasst Sachverhalte, die jedem inter
essierten Menschen zur Verfügung stehen. Im Gegensatz hierzu
ist das implizite Wissen an Personen, Kontexte und Orte gebun
den und nicht an einen anderen Ort übertragbar. Es kann nur im
direkten Kontakt mit anderen Menschen weitgegeben werden. In
den arbeitsteiligen und hoch verdichteten Städten gibt es viele
Möglichkeiten von FacetofaceKontakten und den damit ver
bundenen Wissensaustausch. Das eigene Wissen und das Wissen
anderer lässt Wissensvorsprünge und Synergieeekte entstehen,
die zu Innovationen und Ideen in vielen Bereichen führen kön
nen. Auf der Basis lokaler Netzwerke entsteht ein urbanes Milieu,
in dem weiteres Wissen generiert wird, das für den Erfolg einer
Region entscheidend ist (Brake 2012, S. 2527; Helbrecht 2005,
S. 124; Kujath 2005, S. 25).
Aber warum sind einige Städte erfolgreicher als andere? Diese
Frage stellen sich Politiker und Wissenschaler, aber auch Bürger
immer wieder. Es besteht weitgehend Konsens, dass Hochschul
standorte ein gröeres Entwicklungspotenzial haben als Städte
ohne höhere Bildungseinrichtungen. Auerdem gilt als erwiesen,
dass Städte nicht nur gut für Einwanderer, sondern Einwanderer
auch gut für Städte sind. In den USA bringen die Immigranten
sehr unterschiedliche Fähigkeiten mit und möchten auf jeden
Fall den Aufstieg schaen. In den Städten treen sie auf Unter
nehmer, die groes Interesse an preiswerten Arbeitskräen ha
ben und viele einfache Jobs für unqualizierte Arbeiter anbieten.
Unternehmen wie Einwanderer protieren gleichermaen. Da
die Immigranten die Möglichkeit haben, unter einem groen
Angebot unterschiedlicher Arbeitsplätze zu wählen, können sie
den Job nden, der am besten zu ihnen passt. Auerdem gibt es
viele Möglichkeiten der Weiterbildung. Die Chancen für einen
sozioökonomischen Aufstieg sind daher in den Städten optimal
(Glaeser 2011a, S. 7881).
Anerkannte Universitäten wie die Ostküstenuniversitäten
Harvard und das Massachusetts Institute of Technology (M.I.T)
nahe Boston, Princeton (NJ), Yale (New Haven, CT), Brown (Pro
vidence, RI) und Duke (Durham, NC), die University of Chicago
und die Michigan University in Ann Arbor, MI, im Mittleren
Westen und die kalifornischen Universitäten Stanford und Ber
keley (beide nahe San Francisco) sowie das California Institute
of Technology in Pasadena gelten als Kaderschmieden und Aus
gangspunkt für innovative Spinos. Die in Palo Alto gelegene
Stanford University hat die Entwicklung eines ganzen Hochtals
südlich von San Francisco beeinusst ( . Abb. 4.8 ). Hier haben
unter anderem William Hewlett und David Packard (Gründer
von Hewlett Packard), Larry Page und Sergey Brim (Gründer von
Google) und Sandy Lerner und Len Bosack (Gründer von Cisco
Systems) studiert (   www.stanford.edu ) ( . Abb. 4.9 ). Aufgrund
der hohen Konzentration von Firmen der Computer und Elek
tronikindustrie hat sich schon in den 1980erJahren der Name
Silicon Valley für die Region durchgesetzt. Die Stadt San Jose
hat ihren Aufstieg zu einer der gröten Städte der USA in nur
wenigen Jahrzehnten ebenfalls der positiven Ausstrahlung der
Stanford University zu verdanken. Boston protiert schon sehr
viel länger von der gut ausgebildeten Bevölkerung in der Region.
1636 hinterlie der im britischen Cambridge zu einem protes
tantischen Priester ausgebildete John Harvard seine Bibliothek
4.3
Kreative Städte
Städte sind kreative Orte, weil sich hier ein groes implizites und
explizites Wissen konzentriert. Das explizite Wissen ist abruar
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