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seien der Architekt Robert Stern, der bereits früh Gedanken zur
Revitalisierung des Times Square entwickelt hat, die Soziologen
Richard Sennett und Sharon Zukin und der Stadtplaner William
Whyte wichtige Vertreter der New York School gewesen (die sich
aber selbst nicht als solche bezeichnen), da sie ein Bewusstsein
für den Wert und die Lebensqualität der Stadt geschaen haben.
Zukin (1982) habe mit ihrer Analyse zur Umwandlung der zu
vor gewerblich genutzten Los in Wohnungen eine frühe Arbeit
zur gentrication von New York vorgelegt (Halle und Beveridge
2011, S. 138139). Man darf nicht übersehen, dass das Modell
von Burgess aus dem Jahr 1925 heute auch nicht mehr für die
Stadt Chicago zutri; allerdings kann das Modell der L.A. School
auch nicht die heutige Struktur Chicagos erklären. Obwohl Chi
cago inzwischen ebenfalls eine stark fragmentierte Stadt ist, gibt
es doch ein sehr dominierendes Zentrum. Es ist letztlich über
üssig, über die Existenz einer Chicago, Los Angeles oder New
York School zu streiten; wichtiger ist es, bestimmte Charakteris
tika, die die Städte prägen oder unterscheiden, herauszuarbeiten
(Mollenkopf 2011, S. 182).
kleiner und wurden bis 1987 erönet. Auer Büros waren ein
Einkaufszentrum mit 70 Geschäen, ein Hotel und die unterir
dische Station der PATHTrains nach New Jersey in das World
Trade Center integriert. Der Aushub für den neuen Gebäude
komplex wurde am Hudson River südlich des WTC aufgeschüt
tet. Hier entstand mit Battery Park City eine Hochhaussiedlung
mit Wohnungen gehobenen Standards. Auerdem wurde auf
frisch aufgeschüttetem Land zwischen WTC und Hudson River
das Financial Center mit weiteren 0,8 Mio. m 2 Büroäche erö
net. Obwohl die Zwillingstürme nicht die höchsten Gebäude in
den USA waren und vom Sears Tower in Chicago um rund 100 m
überragt wurden, galt das World Trade Center als Symbol für das
kapitalistische Amerika (Pries 2002, S. 61; Pries 2005, S. 89).
5.2.1
Zerstörung
Die zwei Boeing 767, die am 11. September 2001 in das World
Trade Center geogen sind, haben die Zwillingstürme zum Ein
sturz gebracht. Die anderen fünf Gebäude des Komplexes sind
unter der Last des Schutts von WTC 1 und WTC 2 zusammen
gebrochen bzw. so stark beschädigt worden, dass man sie ab
reien musste. Weitere 23 Gebäude in der Nachbarscha des
World Trade Centers wurden stark beschädigt. Insgesamt sind
2752 Menschen getötet worden. Mehr als 20.000 Bewohner von
Lower Manhattan mussten zeitweilig ihre Wohnungen verlassen.
Der unter dem WTC gelegene Bahnhof wurde ebenfalls zerstört,
und mehrere UBahnlinien und die Zugverbindungen nach New
Jersey waren durchtrennt worden. Darüber hinaus haben Hun
derte Geschäe und Restaurants vorübergehend oder für immer
schlieen müssen (Alliance for Downtown New York 2010, S. 4).
In den sieben WTCGebäuden wurden 1,23 Mio. m 2 Büroäche
oder 12,5 % der Büroäche von Lower Manhattan zerstört und
weitere knapp 2 Mio. m 2 in 23 benachbarten Gebäuden beschä
digt. Insgesamt waren 60 % der ClassABüroäche von Lower
Manhattan nicht mehr nutzbar. Eine Verlagerung von Arbeits
plätzen war unausweichlich. 50.000 Beschäigte des Finanzsek
tors haben ihren Arbeitsplatz verloren. Von Vorteil war, dass als
Folge der Rezession, die nach der Jahrtausendwende eingesetzt
hatte, in Manhattan viele Büroimmobilien zum Zeitpunkt der
Anschläge leer standen. Knapp ein Drittel der zerstörten Flächen
konnten daher umgehend an anderen Standorten in Manhattan
angemietet werden. Für rund 19.000 Beschäigte wurden im
suburbanen Raum Büros angemietet, wobei das auf der anderen
Seite des Hudson River gelegenen Hoboken in New Jersey bevor
zugt wurde (Gong und Keenan 2012, S. 373; Pries 2005, S. 46).
5.2
Lower Manhattan
nach dem 11. September 2001
Wer an die USA denkt, denkt häug an New York oder genauer
gesagt, an Manhattan, obwohl die Ostküstenmetropole in vie
lerlei Hinsicht nicht typisch für die USamerikanische Stadt ist.
New York ist vergleichsweise alt, sehr kompakt, und der private
Pkw spielt nur eine untergeordnete Rolle. New York hat schon
viele Krisen erlebt, wurde aber durch die terroristischen An
schläge am 9. September 2001, die das World Trade Center und
mehrere benachbarte Gebäude zum Einsturz brachten, bis ins
Mark getroen, und zeitweise wurde sogar die Zukun der Stadt
in Frage gestellt. Während und nach den Terroranschlägen im
September 2011 und während und nach Hurrikan Sandy im
Herbst 2012, der groe Schäden in den küstennahmen Bereichen
angerichtet hat, wurden die New Yorker in Radio und Fernsehen
immer wieder als tough oder resilient beschrieben, was sich wohl
am besten mit hart im Nehmen oder widerstandsfähig über
setzen lässt. Die New Yorker kämpfen um ihre Stadt und lassen
sich nicht durch terroristische Anschläge oder Naturgewalten
vertreiben (Beobachtungen der Verfasserin, Hahn 2004).
Manhattan südlich des Central Parks wird in drei Teile un
tergliedert. Zwischen der 59th St. und 23rd St. bendet sich Mid
town, an das sich im Süden bis zur Canal St. Midtown South
anschliet. Die Blöcke an der Südspitze Manhattans werden als
Lower Manhattan oder Downtown bezeichnet ( . Abb. 5.5 ). Der
Bau eines World Trade Center (WTC) in New York war schon
in den 1940erJahren diskutiert worden, aber erst in den 1960er
Jahren hat man mit der Errichtung der weithin sichtbaren Zwil
lingstürme am Ufer des Hudson Rivers in Lower Manhattan be
gonnen. Der aus sieben Gebäuden bestehende Komplex war im
Aurag der Port Authority of New York and New Jersey von den
Architekten Minoru Yamasaki und Emery Roth & Sons entwor
fen worden. Die beiden 1973 fertiggestellten, 417 m hohen Türme
WTC 1 und WTC 2 hatten jeweils 110 Stockwerke. Die anderen
fünf Gebäude des Komplexes, WTC 3 bis WTC 7, waren deutlich
5.2.2
Wiederaufbau
Die terroristischen Anschläge und das Ausma der Zerstörung
haben die Amerikaner tief getroen, aber kaum Zweifel an ei
nem Wiederauau Lower Manhattans entstehen lassen. Eine der
wenigen Ausnahmen stellte Mike Davis (2001, S. 5) dar, der die
Meinung vertrat, dass die Attentate unzweifelha das Ende der
Revitalisierung der New Yorker Downtown und anderer Innen
städte bedeuteten. Er prophezeite, dass die Dezentralisierung von
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