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Chicago und Los Angeles aus der historischen Perspektive und
steht dazu, dass sie keine eoretikerin ist. Auch Beauregard
(2011, S. 195199), der weit theoretischer als AbuLughod arbei
tet, betont, dass räumliche und historische Entwicklungen bei der
Suche nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Städten
nicht vernachlässigt werden dürfen. Insgesamt steht er der Bil
dung von eorien, die auf Entwicklungen in einer einzigen Stadt
basieren, kritisch gegenüber. Bridges (2011, S. 9798) bemängelt,
dass die L.A. School of Urbanism die räumlichen und wirtscha
lichen Dimensionen der Stadt untersuche, aber die in der Stadt
lebenden Menschen vernachlässige. Erie und MacKenzie (2011,
S. 118) kritisieren den ökonomischen Determinismus der L.A.
School of Urbanism, der aber auch dem Modell konzentrischer
Ringe zugrunde lag. Während Letzteres die durch die Indust
rialisierung hervorgerufene Urbanisierung darstellte, bildet die
L.A. School of Urbanism die durch die postmoderne hervorge
rufene Entwicklung ab. Clark (2011) wiederum bemängelt die
Ausführungen zur Fragmentierung von Los Angeles von Mike
Davis und Michael Dear insgesamt, da sie nur auf den Gegen
sätzen von Wohlhabenden (haves) und weniger Wohlhabenden
oder Armen (havenots) beruhen. Das Modell der L.A. School
of Urbanism basiert auf der Idee, dass das Stadtzentrum kaum
noch Bedeutung hat, allerdings haben wichtige Investitionen
selbst in der Innenstadt von Los Angeles in neuerer Zeit einen
deutlichen Aufschwung eingeleitet (Spirou 2011, S. 278). Um die
Jahrtausendwende wurden das 375 Mio. USDollar teure Staples
Center und die 274 Mio. USDollar teure Walt Disney Concert
Hall erönet. Gleichzeitig wurden die Cathedral of Our Lady of
Los Angeles und die Los Angeles City Hall einer aufwändigen
Renovierung unterzogen. Aufgrund der positiven Bevölkerungs
entwicklung wurde 2007 nach mehreren Jahrzehnten wieder ein
Supermarkt in der Innenstadt von Los Angeles erönet.
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Datenautobahn/
Interdictory Spaces
Ethnische Viertel
Edge Cities
Gefängnisse
Themenparks
Konsum
Gated Communities
Überwachungs und
Kontrollzentren
Straenkrieg
Zitadellen groer
Unternehmen
Spektakel
. Abb. 5.4 Los Angeles School of Urbanism (adaptiert nach Dear 2005,
Abb. 4)
bedeutungslose Äuerlichkeiten der postmodernen urbanen
Entwicklung (Dear und Dahmann 2011, S. 6876).
Die Vertreter der L.A. School of Urbanism sind der Meinung,
die Stadt Los Angeles sei der Prototyp für die Entwicklung städ
tischer Räume nicht nur in der USA, sondern weltweit (Erie
und MacKenzie 2011, S. 107). In zahlreichen Untersuchungen
sei inzwischen empirisch nachgewiesen worden, dass sich auch
andere amerikanische Städte in neuerer Zeit wie Los Angeles
entwickelt haben. Scott (2002) hat für mehrere Städte Kalifor
niens dokumentiert, dass die Industrie andere Standorte als in
den altindustrialisierten Städten gewählt und so die räumliche
Entwicklung beeinusst habe. Auch in New York, Chicago und
Washington, D.C., ist die Bevölkerung ethnisch heterogener ge
worden, während gleichzeitig der Gegensatz von Weien und
Schwarzen aufgelöst wurde (Myers 2002). In velen groen Städ
ten gibt es heute edge cities, und private Lebenswelten sind in den
USA allgegenwärtig. Zudem haben der Postfordismus und die
Netzwerkgesellscha überall die Anforderungen an die Produk
tionsstandorte verändert. Dear und Dahmann (2011, S. 6677)
glauben daher, dass Los Angeles ein Modell für die zukünige
Entwicklung aller amerikanischen Städte sei. Selbst Chicago, der
einst wichtigste Vertreter der Moderne, entwickele sich inzwi
schen wie in dem Modell der L.A. School gezeigt.
Das Modell der Los Angeles School of Urbanism ist vielfach
kritisiert worden, wobei man berücksichtigen muss, dass die Kri
tiker teils andere wissenschaliche Ansätze zur Erklärung von
Stadtentwicklungsprozessen verfolgen als die Verfechter des
neuen Stadtmodells. AbuLughod (2011, S. 21) begründet die
Unterschiede und Gemeinsamkeiten der drei Städte New York,
5.1.3
Ausblick
Als Gegenposition zur L.A. School of Urbanisim hat sich eine New
Yorker Schule entwickelt, die die Auösung des Stadtzentrums
verneint und bezweifelt, dass das neue Modell der Westküste
(sprawled, centerless and fragmented) einen neuen Prototyp der
amerikanischen Stadt darstellt. Es gibt zwar keine geschlossene
New York School, aber bestimmte Entwicklungen sind bei den
Ostküstengeographen unstrittig. Hierzu gehören die groe Be
deutung des Zentrums und die Erkenntnis, dass ein Wachstum
des suburbanen Raums nicht dessen Lebendigkeit einschränkt.
Auerdem wird anerkannt, dass die Politik die Entwicklung der
Stadt beeinusst und die Verteilung öentlicher Mittel wichtig
sei (Mollenkopf 2011, S. 171). Halle (2003) zufolge hat die New
York School, in deren Mittelpunkt das Potenzial und die Bedeu
tung der zentralen Stadtbereiche und insbesondere Manhattans
steht, ihre Ursprünge in dem Werk von Jane Jacobs und deren
Zeitgenossen in den 1950erJahren. Die Vertreter dieser Schule
seien entschlossen, das städtische Leben zu verteidigen und zu
verbessern. Sie sind überzeugt, dass das Leben in der Stadt dem
Leben im suburbanen Raum gegenüber zu bevorzugen sei und
dass in den Kernstädten die Wohlhabenden, die Mittelschicht
und die Armen Seite an Seite leben können. Neben Jane Jacobs
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