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. Abb. 5.3 Bunker Hill in Los Angeles
mit der von Gehry entworfenen Disney Concert Hall gebaut wor
den ( . Abb. 5.3 ). Davis hat bereits zu Beginn der 1990erJahre
den festungsartigen und abweisenden Character von Bunker
Hill beklagt und dessen Selbstgenügsamkeit kritisiert: e new
nancial district is best conceived as a single, selfreferential hy
perstructure, a Miesian skyscape of fantastic proportions (Davis
1992b, S. 157). Miesian bezieht sich auf die abweisenden und
überwiegend schwarz verkleideten Bürogebäude des deutsch
stämmigen Architekten Mies van der Rohe. Zwischen den Zita
dellen der groen Unternehmen benden sich attraktive private
Platzanlagen, die abends und nachts nicht zugänglich sind, um
die unerwünschten Obdachlosen fernzuhalten. Davis (1992b)
kritisiert diesen Zustand auf das Schärfste mit Vokabeln wie for
bidden city, fortress oder militarization of urban space. In den
vergangenen 20 Jahren und insbesondere seit den terroristischen
Anschlägen im Jahr 2001 ist die Überwachung des öentlichen
Raums weiter ausgebaut worden.
Die Standorte der einzelnen Nutzungen sind in Los Ange
les scheinbar ziellos gewählt. Da alle Flächen durch Datenauto
bahnen miteinander verbunden sind, müssen sich ergänzende
Nutzungen nicht benachbart sein. Wie bei dem Glücksspiel
Keno wählt das Kapital blindlings bestimmte Grundstücke und
ignoriert die angrenzenden Flächen. Quasizufällig entsteht eine
Collage aus benachbartem entwickeltem und nicht entwickel
tem Land. Die isolierten Flächen können mit der Zeit bebaut
werden, müssen dieses aber nicht, denn die fragmentierte Stadt
landscha dehnt sich ungehemmt in jede Richtung aus (Dear
und Dahmann 2011, S. 70). Basierend auf ihren Beobachtungen
in Los Angeles haben Dear und Flusty (1998, S. 66) das Modell
der Los Angeles School of Urbanism ( . Abb. 5.4 ) entwickelt, das
das Modell der konzentrischen Ringe der Chicagoer Schule ver
neint. Während Burgess davon ausging, dass das Zentrum das
Hinterland organisiert, bestimmt in dem neuen Modell das Hin
terland, was vom Zentrum übrig bleibt (Dear 2005, S. 35). Der
postmoderne urbanism verkehrt die Logik der Moderne, der zu
folge sich Städte vom Zentrum in Richtung Peripherie ausdehnen
und die Entwicklung vom Zentrum gesteuert wird, ins Gegenteil.
Der Postmoderne zufolge dominiert das Zentrum nicht mehr
die Peripherie, sondern die Peripherie organisiert das Zentrum,
sofern dieses überhaupt noch vorhanden ist. Suburbanisierung
im klassischen Sinn, d. h. die Verlagerung von Bevölkerung, In
dustrie und Dienstleistungen vom Zentrum in das Umland, gibt
es in Los Angeles nicht mehr. Auch die Bezeichnung sprawl ist
den Anhängern der L.A. School of Urbanism zufolge veraltet. Im
südlichen Kalifornien entstehen seit einiger Zeit städtische Ge
bilde ohne Zentrum, die teils später aus Gründen der Ästhetik
und der besseren Vermarktung oder auch nur um den Konsum
zu fördern, ergänzt werden. Diese Stadtzentren sind aber nur
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