Geography Reference
In-Depth Information
zeitig werden neu erschlossene subdivisions häug ausschlielich
von jungen Familien bezogen (Kirk 2009, S. 115).
1
0,9
Index der
Dissimilarität
0,8
4.6.4
Segregation in jüngerer Zeit
0,7
Obwohl der amerikanische census seit 1890 regelmäig klein
räumliche Daten zur ethnischen Zugehörigkeit erhoben hat und
die Entwicklung über 120 Jahre nachvollziehbar ist, ist umstrit
ten, ob die ethnische Segregation in amerikanischen Städten in
den vergangenen Jahrzehnten zu oder abgenommen hat. Die
meisten Studien beschäigen sich mit den Wohnstandorten wei
er und schwarzer Amerikaner, die aufgrund der kontrastieren
den Hautfarbe und der unterschiedlichen Einkommen die beiden
Pole der USamerikanischen Gesellscha verkörpern. Der Dissi
milaritätsindex misst das Ausma der räumlichen Unterschiede
zwischen schwarzer und weier Bevölkerung. Je höher der Index
ist, desto gröer ist die Segregation. Dieses gilt auch für den In
dex der Isolation. Mit dem Zuzug der Schwarzen in die Städte in
den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts haben Segregation
und Isolation zugenommen, sind seit 1970 aber deutlich gesun
ken ( . Abb. 4.35 ) (Glaeser und Vigdor 2012, S. 67).
Während vor 50 Jahren ein Fünel aller städtischen neighbor
hoods nicht einen einzigen schwarzen Bewohner hatte, traf dieses
2010 nur noch für eine von 200 neighborhoods zu. 1960 lebte fast
die Häle der Schwarzen in Ghettos, in denen sie einen Anteil
von mehr als 80 % der Bevölkerung hatten; 2010 galt dieses nur
noch für 20 % aller Schwarzen. Im Rahmen einer Langzeitstudie
wurden 658 regionale Immobilienmärkte in den 85 gröten me
tropolitan areas untersucht und festgestellt, dass abgesehen von
einem einzigen Immobilienmarkt der Segregationsindex 2010
unter dem des Jahres 1970 gelegen hat. Auch zwischen 2000 und
2010 war die Segregation in 522 dieser Märkte rückläug. Das
gilt für groe und kleine Städte gleichermaen. Unter den zehn
gröten Städten ist die ethnische Segregation am höchsten in
Chicago, New York und Philadelphia, aber dennoch rückläug.
Besonders niedrig ist der Wert in den texanischen Städten Dal
las und Fort Worth. Heute gibt es kaum noch neighborhoods, in
denen nicht ein einziger Schwarzer lebt. Diese Entwicklung ist
auf die Auebung der Gesetze, die die Rassentrennung gefördert
haben, den besseren Zugang zu Hypotheken und die freie Wohn
standortwahl für alle ethnischen Gruppen zurückzuführen. In
jüngerer Zeit haben viele Schwarze die traditionellen innerstäd
tischen Wohnstandorte, in denen sie o mehr als 90 % der Bevöl
kerung stellten, verlassen, um in weniger segregierte suburbs oder
Städte des sunbelt zu ziehen. Darüber hinaus wurden in vielen
Städten Sozialbauten wie der PruittIgoeKomplex in St. Louis
oder die Robert Taylor Homes in Chicago, die fast ausschlielich
von Schwarzen bewohnt waren, abgerissen. Angesichts dieser
positiven Ergebnisse haben Glaeser und Vigdor (2012) das bal
dige Ende der Segregation angekündigt, was allerdings Richard
Rothstein (2012), der das Institute on Law and Social Policy an
der California University at Berkeley leitet, scharf kritisiert, da
der Rückgang der Segregation der Schwarzen weitgehend auf
den Zuzug armer hispanics und in einigen Regionen auch armer
Asiaten in die einst rein schwarzen Wohngebiete zurückzuführen
sei. Auerdem muss man bedenken, dass heute arme und wohl
0,6
Index der
Isolation
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
0
1890
1910
1930
1950
1970
1990
2010
. Abb. 4.35 Segregation der schwarzen und weien Bevölkerung 1890 bis
2010 (adaptiert nach Glaeser und Vigdor 2010, Fig. 1)
habende Schwarze weit stärker segregiert sind als noch in den
1970erJahren (Reardon und Bischo 2010, S. 25). Das Ende der
Segregation scheint noch in weiter Ferne zu sein.
Schlechte Schulen und ein geringer Bildungsstand der Be
völkerung stellen in den hyperghettos nach wie vor ein groes
Problem dar. Viele der öentlichen Schulen in den Kernstädten
gelten sogar bei Lehrern als unsicher, und die Schüler werden
als monsters created by poverty and racism bezeichnet (Win
ters 2010, S. 2). Einen vielversprechenden Ansatz zur Beseiti
gung dieses Problems sind charter schools, die vom Steuerzah
ler nanziert werden, aber weitgehend von den Vorgaben der
Schulbehörden befreit sind. In New York ist es seit 2004 möglich,
eigenständig mit neuen Formen des Unterrichts zu experimentie
ren. In Harlem stellt die Promise Academy groe Anforderungen
an die Leistungen von Lehrern und Schülern. Nach dem ersten
Jahr wurde fast die Häle der Lehrer entlassen, da sie den Zie
len nicht gerecht wurde. In den fünf New Yorker boroughs gibt
es inzwischen rund 100 charter schools, deren Erfolg nicht auf
spektakulären neuen Unterrichtsmethoden oder kleinen Klassen
beruht, die aber groe Ansprüche an die Lernbereitscha und die
Disziplin der Schüler stellen und die zur Verfügung stehenden
Ressourcen optimal einsetzen. Auch kleinste Verstöe gegen die
Schulordnung werden nicht toleriert und hart bestra. Da die
Schüler wissen, welche Chancen ihnen die charter schools bieten,
sind Verletzungen der Regeln selten. Schüler und Lehrer fühlen
sich an den Schulen wohl und können sich auf den Unterricht
konzentrieren. Anders als an anderen öentlichen Schulen fal
len kaum Kosten für durch Schüler verursachte Schäden an. In
Tests schneiden die Schüler sehr gut ab und erreichen Bewer
tungen, die mit denen der Schüler in wohlsituierten Gemeinden
des suburbanen Raums vergleichbar sind. Zu kritisieren ist, dass
der Zugang zu den Schulen limitiert ist und durch Los entschie
den wird. Der Zufall entscheidet über den weiteren Lebensweg.
Befürworter des Systems sehen sich auf dem richtigen Weg und
hoen, dass das Losverfahren eines Tages überüssig wird und
für alle Kinder Plätze an charter schools zur Verfügung stehen
werden (Glaeser 2011a, S. 88; Winters 2010). Auch in anderen
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