Civil Engineering Reference
In-Depth Information
Während sich in der gesamtheitlichen Objektplanung mit dem Building Information
Modelling, BIM, das Bauwerk als gemeinsamer Bezugspunkt für die Integration der Pro-
jektinformationen etablieren konnte, ist die inhaltliche Abstimmung der Informationen
zur Bauausführung noch nicht so weit vorangeschritten. In den Ausführungsphasen wer-
den weiterhin vielzählige unabhängige, digitale Modelle, wie z. B. Bauwerksmodelle, Lei-
stungsverzeichnisse, Kostenmodelle und Terminpläne erstellt, um die technischen Systeme
des Bauwerks sowie die wirtschaftlichen Systeme seiner Erstellung zu beschreiben. Diese
digitalen Modelle werden im Folgenden als Fachmodelle bezeichnet.
Die Fachmodelle zur Bauausführung werden zumeist von Spezialisten bei AG und AN
mit unterschiedlichen Fachanwendungen wie Softwareprogrammen bzw. Softwaresyste-
men oder -werkzeugen erstellt. Die Konzentration der Fachanwendungen auf einzelne
Aspekte des Bauprojekts führt auf Fachdatenmodelle. Diese, nicht auf standardisierten Da-
tenformaten und -strukturen basierenden Fachanwendungen behindern die durchgängige
Nutzung der Planungs- und Controllinginformationen sowie ihre zeitnahe und systema-
tische Zusammenführung, um den aktuellen Projektstand zu ermitteln und zu bewerten.
Eine große Anzahl von Planungskonsequenzen, Ausführungsproblemen und Projektrisi-
ken werden in der Baupraxis deshalb oft auf der Grundlage unvollständiger Informationen
und ohne Einbeziehung des Fachwissens aller Projektpartner untersucht. Auch die com-
putergestützte Auswertung der Projektinformationen in ganzheitlichen Analysen und Si-
mulationen von Logistik- und Montageprozessen sowie der Projektrisiken sind auf dieser
Datengrundlage nur eingeschränkt möglich.
1.2
Stand der Praxis
Die für die Planung und Abwicklung von Bauprojekten erforderlichen Prozessketten sind
i. d. R. nicht formalisiert und nur unzureichend in die Geschäftsprozesse einer Unterneh-
mensorganisation eingebunden. Die nahtlose Integration der Kosten- und Finanzdaten in
das betriebliche Rechnungswesen ist in den seltensten Fällen gegeben. Leistungsänderun-
gen und Terminverschiebungen finden dadurch mit einem zeitlichen Nachlauf Eingang in
die Entscheidungsfindung im Unternehmen. Die im Zusammenhang mit einer Baumaß-
nahme entstehenden Risiken für das Unternehmen werden damit unzureichend erfasst.
Durch die Dynamik des Projektgeschehens bedingt, entstehen folglich häufig ungeregelte
Informationsstrukturen, die sich selbst in den Kommunikationsbeziehungen mit Externen
wiederfinden lassen. Die Folge sind unübersichtliche Arbeitsabläufe, gut behütete Infor-
mationsinseln und damit verbunden, unterschiedlich interpretierbare Projektzustände. Ver-
stärkt wird dies durch Verwendung verschiedener IKT Verfahren (Informations- und Kom-
munikationstechnologie), die als Insellösungen nur über unzureichende Datenschnittstel-
len verfügen. Insbesondere bei Projekten mit einer Vielzahl von zu koordinierenden Be-
teiligten führt dies zu erheblichen Verständnisschwierigkeiten und zu einem zusätzlichen
Arbeitsaufwand, wenn aus zahlreichen und unterschiedlich strukturierten Unterlagen die
tatsächliche Entwicklung eines Projekts abgeleitet werden muss.
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