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gen sich in allgemein anerkannten Aufassungen zur Kultur, ja zum Teil sog-
ar in Gesetzen nieder. Aus den Infrastrukturen der kulturellen Kommunika-
tion gehen beispielsweise die folgenden Konzepte hervor:
Wert des Buchs: Das mühsame, monatelange handschriftliche Kopieren
von Büchern mit teuren Materialien in Skriptorien hat diese vor der Ein-
führung des Buchdrucks zu sehr wertvollen Gütern werden lassen. Dabei
waren materieller und kultureller Wert untrennbar verbunden. Trotz eines
später einsetzenden Wertverlustes als materiellem Gut hat sich die Aufas-
sung, dass Bücher einen hohen kulturellen Wert besitzen und deshalb auch
im materiellen Sinne einer besonderen Handhabung bedürfen, bis heute er-
halten.
Handwerk des Schreibens: Mit dem Aufkommen des Buchdrucks wurde
die Buchproduktion zu einem handwerklichen Vorgang, und zwar nicht im
übertragenen Sinne, sondern ganz direkt. Das Setzen von Büchern, Drucken
und Binden waren handwerkliche Lehrberufe. Hier mag die Ursache liegen,
dass viele Schriftsteller den Schreibprozess noch heute mit kalkulierter Bes-
cheidenheit als ein »Handwerk« beschreiben - gerade bei bedeutenden
Autoren ist es natürlich viel mehr als das.
Autorschaft und Urheberrecht: Der Schritt von der handschriftlichen Er-
stellung eines Manuskripts zu Satz und Druck eines Buchs hat zugleich die
Distanz zwischen Autor und Werk vergrößert - ein Zusammenhang, auf den
schon Marshall McLuhan hingewiesen hat, neben vielem anderen im Hin-
blick auf die Auswirkungen der Schriftkultur auf die soziale Organisation. 116
Das Konzept vom Autor als demjenigen, der einen Text erzeugt und der zu
unterscheiden ist von allen anderen, die den Text nicht erzeugt haben, geht
darauf zurück. Es müsste ja keineswegs so sein: Bei religiösen Texten wie
der Bibel stellt sich die Frage der Autorschaft in dieser Schärfe nicht. Man
könnte auch die Aufassung vertreten, dass ein Autor mit einem Text ledig-
lich zutage fördert oder zusammenstellt und nur geringfügig ergänzt, was
andere vor ihm bereits geschafen haben - eine Aufassung, die im Bereich
der Wissenschaft durchaus Geltung besitzt. Und der Prozess der Produktion
und Reproduktion von Druckerzeugnissen durch Verlage, ihre Distribution
und institutionelle Nutzung hat das Konzept der Autorschaft zu einem nütz-
lichen Instrument werden lassen. Nach und nach wurde es zum Rechtsbe-
grif des Urhebers weiterentwickelt, der die Grundlage für einen ganzen
Teilbereich des Privatrechts bildet.
 
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