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ten Schlagwortsystem zu organisieren, mit dem etwa der inhaltliche Aufbau
eines geplanten Buchprojekts nachgezeichnet wird. Zitate und Ideen zu ein-
zelnen Publikationen sind einerseits mit diesem Projekt verbunden, können
andererseits aber auch mit eigenen Schlagwörtern versehen werden. Die
Recherche nach Forschungsliteratur und die Übernahme in das System
laufen teilweise automatisch ab, und Verweise und Zitate können mit einem
Tastendruck in die Textverarbeitung aufgenommen werden. Dort wird nach
Fertigstellung eines Textes die gesamte verwendete Literatur automatisch in
die Bibliograie übernommen. Citavi kann sogar aus dem Schlagwortsystem
eine in Kapitel und Abschnitte gegliederte Textdatei ableiten, in der die ver-
wendete Literatur, Zitate und Ideen eingeordnet sind. Die Übergänge zwis-
chen wissenschaftlichem Lesen, Literatur organisieren und Schreiben ver-
schwimmen dadurch immer mehr.
Durch die Digitalisierung ist jedoch auch eine ganz neue Art entstanden,
Texte als Gegenstände der Forschung zu lesen. Disziplinen wie die Literatur-
wissenschaft, die Linguistik, die Geschichtswissenschaft oder die Philologien
(zum Beispiel die Klassische Philologie der Antike oder die Mediävistik, die
Mittelalterforschung) haben immer schon Texte als ihre ureigenen
Forschungsgegenstände betrachtet. Liegt dieser kulturelle Bestand in di-
gitaler Form vor, können für dessen Erforschung ganz neue Methoden einge-
setzt werden. Wir haben uns bereits im fünften Kapitel angesehen, was im
Bereich der Digitalen Geisteswissenschaft derzeit passiert (s. Abschnitt 5.2).
Für die Zukunft ist zu erwarten, dass auch hier immer intelligentere Meth-
oden eingesetzt werden, mit deren Hilfe die Texte auch inhaltlich analysiert
werden können. Außerdem wird um historische Texte und ihre Autoren her-
um ein Netzwerk von Beziehungen wachsen, ähnlich den heutigen sozialen
Netzwerken - nur eben bezogen auf vergangene Epochen. Geisteswis-
senschaftler der Zukunft werden zwar die intellektuelle Analyse und Deu-
tung von kulturellen Artefakten nicht aufgeben - darum soll es auch gar
nicht gehen -, sie werden aber Texte, Bilder, Zeichnungen und Daten an
einem digitalen Arbeitsplatz verwalten, der es ihnen leicht macht, besondere
Eigenschaften einzelner Werke gegenüber anderen in ihrer Epoche zu ermit-
teln, Verbindungen und Beeinlussungen ihrer Urheber festzustellen und his-
torische, biograische und geograische Hintergrundinformationen zu
recherchieren, abzuspeichern und miteinander zu verzahnen.
 
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